Claudia Muffi leidet seit ihrer Geburt unter der Fehlbildung Spina bifida, bekannt als "offener Rücken".

Foto: B&B Film

Es ist früher Morgen, nach dem Aufstehen hilft ihr die Mutter beim Anlegen der Beinschienen, beim Einführen des Katheters, beim Anziehen. Dann wird sie von der Mutter die Stiegen hinuntergetragen. Claudia Muffi lebt in Italien, sie ist 21 und leidet seit ihrer Geburt unter der Fehlbildung Spina bifida, bekannt als "offener Rücken".

Sie will leben wie alle anderen jungen Erwachsenen Anfang 20 auch. Will ihre Sexualität erkunden, will wissen, wie es ist, berührt zu werden. "Die Jungs haben sich über mich lustig gemacht. Der letzte, der mich geküsst hat, war betrunken", erzählt sie in der Dokumentation Because of My Body, zu sehen am Montag um 23.25 Uhr auf Arte. Ihre bisherigen Erfahrungen mit Männern waren niederschmetternd. "Einer hat zu mir gesagt, ich gehe doch nicht in einen Club, um am Ende Sex mit einer Behinderten zu haben."

Gegenüber Marco kann sie sich öffnen, erzählt ihm von ihren Ängsten und Träumen. Offen und ohne Tabus, impulsiv und neugierig. Marco ist Sexualassistent, behutsam erklärt er ihr, wie ihr Körper funktioniert, wie sie Lust empfinden kann. Er hilft ihr, wieder Selbstbewusstsein aufzubauen, sich als Frau zu fühlen, das Leben positiver zu sehen. Dass es vorgesehen ist, nach der Therapie den Kontakt abzubrechen, tut ihr weh, der Abschied schmerzt.

Regisseur Francesco Cannavà ist ein berührender und mutiger Film über eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst gelungen. Mit all den Widersprüchen und Schwierigkeiten, denen sie sich stellen muss. Aber auch mit vielen schönen Erfahrungen, die sie – auch dank Marco – macht. (Astrid Ebenführer, 3.5.2021)