Da ist ein interessantes Phänomen zu beobachten. Bei Opel bereits: Die haben gerade den neuen Mokka lanciert, der praktisch gleich groß ist wie der in die Jahre kommende Crossland. Jetzt bei Hyundai: Bayon (4,18 m lang, 2,58 m Radstand) und Kona (4,17 m / 2,60 m).

Dass beide sich dennoch kaum kannibalisieren werden, wie der g’schmackige Terminus technicus lautet, liegt am Megatrend SUV. Außerdem gibt’s den Kona auch mit Allrad, den Bayon nicht. Die gefragte N-Ausstattungslinie bleibt dem Kona vorbehalten, günstiger ist der Bayon. Und wo Ersterer fast zu viel Design für nur ein Auto aufträgt, passt das bei Letzterem genau.

Der Bayon ist der SUV zum Kleinwagen i20, und weil voll im Trend, wird er sich besser verkaufen als dieser.
Foto: Stockinger

Ein geradlinig gezeichnetes Fahrzeug mit Sinn für ausgewogene Proportionen und viel Geometrie drin, das sich aber keineswegs eckig fährt, sondern rund und komfortabel, so jedenfalls unser Eindruck nach der Fahrzeugpräsentation.

Von der wir weiters mitgenommen haben: Wie alle Autowelt setzt auch Hyundai beim Bedienkonzept massiv auf Touchscreen – mit allerdings einigen verbliebenen Tasten und Schaltern, wie bei Klima, wie bei Auswahl der Fahrmodi. Sogar ein archaisches Relikt ist zu entdecken: Ratschenhandbremse. Bravo!

Innen geht es so zu, wie man es bereits vom i20 (und Tucson) kennt, "Sensuous Sportiness" nennt Hyundai diese Formensprache, und die Platzverhältnisse sind für einen SUV dieser Größenordnung grundanständig, für Passagiere wie Gepäck.

Foto: Stockinger

Erste milde Ausfahrt

Die erste Ausfahrt erfolgte mit der Topmotorisierung, sprich: 1,0-Liter-Turbo-Dreizylinder mit 120 PS und 48-Volt-Mildhybrid, der Motor schnurrt, wie es dieser Bauart zusteht. Dazu gäbe es wahlweise eine manuelle 6-Gang-Schaltung mit inkludierter Segelfunktion oder 7-Gang-DCT (Doppelkupplungsgetriebe), die teurere, aber bessere Wahl aus unserer Sicht.

Man kann sich dann im Fahr betrieb durchhanteln von Eco über Comfort bis Sport – das digitale Cockpit (Serie ab der zweiten Ausstattungslinie) hinterlegt das koloristisch von Türkis über Porzellanweiß bis Ferrarirot –, wird dabei aber stets auf der zeitgemäß effizienten Seite bleiben.

Innen ist die Verwandtschaft zum i20 ausgeprägter als außen. Beim Bedienkonzept setzt Hyundai auf Touch, aber nicht ausschließlich.
Foto: Stockinger

Die Motorenpalette gleicht jener des i20. Es gibt den Bayon demnach auch noch mit einem schon älteren 1,2-Liter-Vierzylinder, mit 84 PS und 5-Gang-Schaltung, sowie mit dem schwächeren der beiden Dreizylinder, mit 100 PS und wahlweise "normaler" 6-Gang-Schaltung oder DCT.

Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Beim Namen hatten wir zuerst schlampig gelesen und prompt den Hyundai in der Teilchenphysik verortet. Er ist halt dann ein Teilchenbeschleuniger nicht der mikro-, sondern mesokosmischen, der humanen Art. Bringt Menschen brav von A nach B und nötigenfalls ins französische Baskenland, nach B wie Bayonne, was der wahre Namensgeber sein soll. Auf zur Schinken-Jause.

Dass der Bayon Appetit machen wird, steht für Rasin Kamali von Hyundai Österreich fest. Obwohl 4000 Euro teurer als der Kleinwagen i20, rechnet er mit einem Absatzsplit von 60:40 zugunsten des SUVs.

Wie es weitergeht? Spätsommers mit dem ersten Ableger der batterieelektrischen Plattform E-GMP, dem Ioniq i5. Wenn derzeit bei Hyundai die Nachfrage nach Elektromobilen bei 9,8 Prozent liegt, so spielt da dieser mit viel Vorschusslorbeeren bedachte 4,64-Meter-SUV bereits mit hinein. Im Frühjahr 2022 folgt dann die Stromlinien-Elektrolimousine Ioniq 6, der 7er läuft 2023 zu. (Andreas Stockinger, 16.5.2021)