Veranstaltungen wie der Europäische Radiologenkongress 2017 im Austria Center Vienna mit zigtausend Besuchern werden noch etwas Zeit brauchen, um in alter Stärke wieder zu kommen. Aber sie werden wiederkommen, sind sich die Verantwortlichen in Wien einig.

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Die Kongresswirtschaft schöpft nach Monaten der Düsternis langsam wieder Hoffnung. Zumindest kleine bis mittelgroße Veranstaltungen könnten mit zunehmendem Impffortschritt ab der zweiten Jahreshälfte 2021 für Belebung insbesondere auch der darniederliegenden Stadthotellerie sorgen. Damit aus dem Wunsch Realität wird, ist in Wien, wo der internationale Kongresstourismus ein besonderes Gewicht hat, mit heutigem Tag ein neuer Fördertopf aufgemacht worden.

Mit bis zu 60.000 Euro pro Veranstaltung unterstützt die Stadt Wien ab sofort Ausrichter von Kongressen und erstmalig auch Firmentagungen, sofern diese mit einer Mindestzahl an Nächtigungen und entsprechender Wertschöpfung vor Ort einhergehen. Insgesamt ist der Vienna Meeting Fund mit vier Millionen Euro dotiert. Abrufbar ist das Geld über das Vienna Convention Bureau des Wien-Tourismus ab sofort und bis längstens 31. Dezember 2023. Ziel der Aktion sei, das Anlaufen des Tourismus zu beschleunigen, sagte der für Finanzen und Wirtschaft zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Neun Prozent an den Gesamtnächtigungen

Wie wichtig der Kongresstourismus für Wien ist, zeigen Zahlen aus der Vor-Corona-Zeit: Der Anteil von Kongressen, Firmenveranstaltungen und Incentives an Wiens gesamttouristischen Nächtigungen von 17,6 Millionen im Jahr 2019 lag bei neun Prozent. Wie wichtig internationale Kongresse für die Bundeshauptstadt sind, verdeutlichen andere Kennzahlen: Mit einem Anteil von 21 Prozent am gesamten Wiener Tagungsaufkommen waren diese für 56 Prozent aller Teilnehmer, 77 Prozent des Nächtigungsaufkommens und gar 82 Prozent der gesamten Wertschöpfung im Jahr vor Corona verantwortlich.

Dass Großkongresse mit mehr als 5.000 Teilnehmern ein Auslaufmodell sind, glauben die Verantwortlichen in Wien nicht, es werde aber wohl einige Zeit dauern, bis sich die Lage einigermaßen normalisiere. Hybridveranstaltungen seien gekommen, um zu bleiben. Trotz des technologischen Schubs, der Corona-bedingt auch das Tagungsgeschäft verstärkt in die virtuelle Welt bugsiert hat, sei der Wunsch nach persönlichen Treffen intakt, sind sich Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner und der Leiter des Vienna Convention Bureau, Christian Woronka, einig. Gespräche abseits des offiziellen Kongressprogramms und Netzwerken seien virtuell schwer möglich.

Mindestens 50 teilnehmende Gäste vor Ort

Mindestvoraussetzung, um Unterstützung aus dem Vienna Meeting Fund zu bekommen, sind zumindest 50 vor Ort anwesende Teilnehmer beziehungsweise Teilnehmerinnen an einer Veranstaltung mit einer Mindestdauer von vier Stunden. Je mehr Nächtigungen im Verhältnis zur Teilnehmerzahl generiert werden, desto höher fällt die Förderung aus, wobei in jedem Fall ein Deckel von 60.000 Euro gilt. Reine Abendveranstaltungen sowie Ausstellungen, Messen und Kultur- beziehungsweise Sportveranstaltungen sind von der Förderung ausgeschlossen. Flankiert wird die Förderaktion durch eine Imagekampagne auf sozialen Medien, die Mitte Mai in ausgewählten Ländern wie Deutschland, Belgien und Großbritannien starten und auf die Vorzüge von Wien als Meeting-Destination hinweisen soll.

Anfang Juli steht in Wien der Europäische Radiologenkongress als Hybridveranstaltung auf dem Programm. Der Europäische Kongress der Biophysiker soll dann Ende Juli im Austria Center stattfinden. Laut aktuellem Planungsstand ist im zweiten Halbjahr dann schon mit zehn Veranstaltungen zu rechnen, die mehr als 1000 Teilnehmer haben werden, sagte Woronka.

Neue Hotels für Wien

Dass auch internationale Hotelketten fest mit einem Aufschwung des Tourismus in Wien rechnen, zeige das Beispiel von Rosewood und Mandarin Oriental. Beide lägen im Zeitplan, was die geplante Eröffnung betrifft, sagte Wien-Tourismus-Direktor Kettner. Rosewood in der ehemaligen Erste-Zentrale am Graben in der Wiener Innenstadt dürfte demnach als Nächstes aufsperren, Mandarin Oriental 2023 im ehemaligen Handelsgericht in der Riemergasse. Daneben gebe es aktuell gut ein Dutzend weiterer Hotelprojekte in der Stadt. (Günther Strobl, 3.5.2021)