Rasante Sonnenbeobachterin: die Parker Solar Probe.
Illustr.: Nasa

Im April 1976 hat die deutsch-amerikanische Sonnensonde Helios 2 einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, dem in den folgenden Jahrzehnten kein anderes Raumfahrzeug auch nur nahe kommen sollte: Die Sonde flog relativ zur Sonne rund 250.000 Kilometer pro Stunde – und damit so schnell wie kein anderes künstliches Objekt zuvor.

Erst im Oktober 2018 gelang es der Nasa-Sonde Parker Solar Probe, den 42 Jahre alten Tempomaßstab von Helios 2 einzustellen und zugleich einen neuen Annäherungsrekord an die Sonne zu markieren: Am 28. Oktober 2018 kam der Instrumententräger unserem Zentralgestirn näher als 42,8 Millionen Kilometer. Bei Helios 2 – wiederum dem bisherigen Rekordhalter – waren es 46,5 Millionen Kilometer.

Immer schneller, immer näher

Im Februar 2020 hat die Parker Solar Probe alle bisherigen Rekorde gebrochen: Am sonnennächsten und damit zugleich auch schnellsten Punkt seiner Umlaufbahn, dem sogenannten Perihel, erreichte die Sonde 18,6 Millionen Kilometer über der Sonnenoberfläche eine Geschwindigkeit von 393.044 Kilometer pro Stunde.

Die langgestreckten Umlaufbahnen der Sonde bringen sie immer näher an die Sonnenoberfläche.
Illustr.: Nasa

Perihelion Nummer 8

Mittlerweile hat die fast 700 Kilogramm schwere Sonnenbeobachterin eine weitere Runde gedreht und dabei noch mehr an Fahrt aufgenommen. Als weiterhin schnellstes von Menschenhand geschaffenes Objekt passierte sie am 29. April 2021 das Perihel Nummer 8 mit 532.000 Kilometer pro Stunde – das entspricht 147 Kilometer pro Sekunde oder 0,05 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Der Punkt lag dabei 10,4 Millionen Kilometer oberhalb der Sonnenoberfläche.

Aber auch hier wird noch lange nicht Schluss sein: Bis 2025 soll sich die Parker Solar Probe dem glühenden Gasball bis auf weniger als neun Sonnenradien (6,16 Millionen Kilometer) annähern und dabei relativ zur Sonne eine Momentangeschwindigkeit von rund 690.000 Kilometer pro Stunde (190 Kilometer pro Sekunde) erreichen.

Die Parker Solar Probe hat ihre achte Sonnenannäherung hinter sich, 24 sollen es insgesamt werden.
Grafik: Phoenix7777, Nasa, JPL

Zwölf Zentimeter dicker Panzer

Die Parker Solar Probe war am 12. August 2018 an Bord einer Delta IV Heavy von Cape Canaveral in Florida losgeschickt worden. Die Missionsdauer ist mit 24 Orbits um die Sonne und bis 2025 angesetzt. In den verbleibenden vier Jahren soll sie die Sonne in großen elliptischen Bahnen umkreisen und dabei die äußere Schicht der Sonnenatmosphäre, die Korona, durchqueren.

Geschützt von einem fast zwölf Zentimeter dicken Karbonpanzer muss die Sonde mehr Hitze und Strahlung aushalten als je ein Flugkörper zuvor. Die Nasa-Forscher versprechen sich vor allem Erkenntnisse darüber, warum die Korona um ein Vielfaches heißer ist als die Oberfläche der Sonne. Die Daten könnten zudem künftige Weltraumwettervorhersagen genauer machen.

Venus im Visier

Die Instrumente der Parker Solar Probe eignen sich aber nicht nur für das Sonnenstudium. Vor zwei Wochen konnten Nasa-Forscher bei einem Vorüberflug an der Venus erstmals genauere Einblicke in den orbitalen Staubring gewinnen, der sich entlang der Umlaufbahn unseres Nachbarplaneten um die Sonne verteilt.

Video: Die Animation zeigt die Staubringe entlang der Umlaufbahnen von Merkur, Venus und Erde gemeinsam mit der Flugbahn der Parker Solar Probe.
JHU Applied Physics Laboratory

Zwar konnte diese Versammlung mikroskopisch kleiner Staubpartikel bereits bei früheren Missionen erfasst werden, doch erst mithilfe des sogenannten Wide-Field Imager (WISPR) der Parker Solar Probe, der eigentlich für die Untersuchung des Sonnenwinds entwickelt worden war, gelang es erstmals, den gesamten Staubring darzustellen. (tberg, red, 3.5.2021)