Eine Tafel erinnert an die historische Bedeutung der Eisenbahnbrücke in Liefering, wo die friedliche Übergabe der Stadt an die US-Truppen verhandelt wurde.

Foto: Neumüller

Am 4. Mai 1945 war es so weit: Der von den Nationalsozialisten entfesselte Weltbrand war für die Salzburger und Salzburgerinnen vorbei, die von der Sowjetunion und den USA angeführten Alliierten hatten gesiegt. Der KZ-Verband/Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten erinnert unter dem Motto "Befreiung – nicht Besatzung" am Dienstag um 18 Uhr am Ort des Geschehens bei der Eisenbahnbrücke Liefering an die Befreiung der Stadt Salzburg.

Vor 76 Jahren fanden an der Saalachbrücke um 9.30 Uhr die konkreten Übergabeverhandlungen mit der dritten US-Infanteriedivision statt. Um 11.30 Uhr überquerte der erste US-amerikanische Panzer bereits die Staatsbrücke. Zuvor hatte der erst am 8. April 1945 zum Kampfkommandanten ernannte Oberst Hans Lepperdinger in den frühen Morgenstunden die Annahme des Befehls zur Verteidigung der Stadt verweigert. "Um 6 Uhr gibt er über Rundfunk seine Entscheidung bekannt, die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben zu wollen", wie es in der Chronik der Stadt Salzburg heißt.

Hans Lepperdinger wird bis heute als Retter von Salzburg glorifiziert und hat auch ein städtisches Ehrengrab. Dass er die kampflose Übergabe durchgesetzt und damit auch sein eigenes Lebens riskiert habe, müsse man anerkennen, sagt der Historiker Robert Obermair. Doch seine Biografie davor dürfe nicht außer Acht gelassen und müsse kritisch betrachtet werden. "In seiner Karriere als Offizier ist er an unterschiedlichen Kriegsschauplätzen etwa an der Ostfront oder am Balkan tätig gewesen", sagt Obermair, der Salzburger Landeskoordinator von erinnern.at. Lepperdinger sei auch von Dienstvorgesetzten als "überzeugter Nationalsozialist" beschrieben worden. Er werde wegen einer Tat in den letzten Tagen des Krieges als ehrenvoll betrachtet und viele Opfer bis heute nicht, gibt der Historiker zu Bedenken.

Demokratische Kräfte weiterhin gefordert

Mit der Kundgebung möchte der KZ-Verband an den antifaschistischen Grundkonsens der Zweiten Republik erinnern. Diesen gelte es einmal mehr mit Nachdruck zu verteidigen. Angesichts der "Verharmlosung rechtsextremer Zusammenrottungen, wie sie in den vergangenen Monaten wiederholt im Zuge diverser Anti-Covid-Maßnahmen-Demonstrationen zu beobachten waren", seien alle demokratischen Kräfte aufgefordert, dem entgegenzutreten, warnt der KZ-Verband.

Es ist bereits der zweite Gedenktag: Am Freitag, dem 30. April, erinnerte die Initiative Freies Wort mit "Haltung einst:jetzt" an die Salzburger Bücherverbrennung 1938. Die Veranstaltung ohne Publikum wurde per Livestream von der Bühne im Innenhof des Salzburg Museums übertragen. Ziel war es, die Verbindung zur Gegenwart sichtbar zu machen und ein Zeichen gegen Intoleranz und für Mitsprache zu setzen. Neben einer Rede des Schriftstellers Doron Rabinovici traten auch fünf Slam-Poetinnen und -Poeten aus mehreren Ländern auf.

Fotoaktion am Heldenplatz

Am 8. Mai folgt dann das Fest der Freude, das ebenso virtuell stattfinden wird. Heuer widmet sich das Fest dem Schwerpunkt "Vernichtete Vielfalt" und erinnert an die vielfältigen Opfergruppen, die von den Nazis verfolgt, interniert und ermordet wurden. Um 18.20 Uhr werden die Feierlichkeiten zur Befreiung Österreichs auf ORF 3 übertragen. Am Heldenplatz findet parallel dazu zwischen 5. und 11. Mai eine Gedenkaktion statt, bei der lebensgroße Fotos von Überlebenden der Konzentrationslager, deren Zitate und Auszüge aus dem Mauthausen-Schwur in verschiedenen Sprachen zu sehen sein werden. (Stefanie Ruep, 4.5.2021)