Sportdirektor Fölser freut sich auf eine WM und eine EM.

APA/HERBERT NEUBAUER

Die Herren jubeln über die Qualifikation zur EM 2022.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Die Damen jubeln über die Qualifikation zur WM 2021.

Foto: APA/EPA/Szymanski

Wien – "Das waren drei traumhafte Wochen!" Wie andere Menschen von tollen Urlauben schwärmen oder geschwärmt haben, als es noch tolle Urlaube gab, redet Patrick Fölser über drei Wochen Handball. Der 44-Jährige, der selbst 213 Mal für Österreich gespielt hat und dem heimischen Verband (ÖHB) seit 2018 als Sportdirektor dient, hatte nämlich gleich doppelt Grund zur Freude. Er war mit beiden Nationalteams unterwegs, zuerst mit den Frauen, dann mit den Männern. Und beide haben es geschafft, sich für Großevents zu qualifizieren.

Die Frauen sind fix bei der WM im Dezember 2021 in Spanien, die Männer nicht minder fix bei der EM im Jänner 2022 in Ungarn und der Slowakei dabei. Auf beide Erfolge hatte man gehofft, mit ihnen rechnen konnte man nicht unbedingt. Die Frauen waren als Underdog ins Playoff gegen Polen gegangen, und nach einem 29:29 im Hinspiel schienen die Chancen auch nicht gestiegen. Fölser betont: "Das Remis war vielleicht sogar besser als ein knapper Erfolg. Die Mädels haben weiter voll an sich geglaubt, waren total fokussiert und sind auswärts über sich hinausgewachsen."

Teamchef Herbert Müller hatte schon nach der Auslosung Optimismus versprüht, hatte Polen von Anfang an in Reichweite gesehen. Die Teilnahme an der WM kommt auch insofern wie gerufen, als Österreich gemeinsam mit Ungarn und der Schweiz die EM 2024 veranstalten und dafür automatisch qualifiziert sein wird. Nun steht laut Fölser fest, dass die mehrheitlich sehr junge Truppe bei diesem Heim-event "nicht ins kalte Wasser springen muss", weil sie vorher schon Endrundenerfahrung gesammelt haben wird.

Fünf in einer Reihe

Die Männer sind diesbezüglich routinierter. Die EM wird das fünfte Großereignis en suite für die Österreicher, das neunte insgesamt seit 2010. Fixiert wurde die Teilnahme am Sonntag in Graz mit einem 27:23 (15:11) gegen Bosnien-Herzegowina. Auch dieser souveräne Erfolg kam etwas überraschend, schließlich war Österreich auswärts klar unterlegen (21:27). Zudem hatte Bosnien den makellosen Gruppensieger Deutschland immerhin zweimal voll gefordert, während Österreich da "zwei Klatschen kassiert hat", wie Fölser eingesteht.

Umso beeindruckender war, wie Österreich in Graz den Matchplan von Teamchef Ales Pajovic bis zur letzten Minute durchziehen konnten. "Die Burschen haben mit Kraft und Kopf gespielt", sagt Fölser. Mag sein, es hat geholfen, dass den Bosniern eine knappe Niederlage reichte, um als Gruppendritter ebenfalls das EM-Ticket zu lösen. Doch der Druck, unter dem die Hausherren standen, war kein geringer. Die gesamte Qualifikation über hatte Österreich auf den verletzten Kapitän und Kiel-Legionär Nikola Bilyk verzichten müssen, die Lücke konnte vor allem defensiv, aber oft auch im Angriff geschlossen werden. Ab Sommer ist mit Bilyk wieder zu rechnen, bei der EM sowieso. (Fritz Neumann, 3.5.2021)