EU-Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi (links) und Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg überreichten medienwirksam die EU-Impfstoffhilfe.

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Wien/Sarajevo – Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat am Dienstag in Sarajevo gemeinsam mit EU-Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi die ersten EU-Impfstoffhilfen an Bosnien-Herzegowina übergeben. Am Flughafen in Sarajevo wurden 10.530 Dosen von Pfizer/Biontech an den bosnischen Ministerpräsidenten Zoran Tegeltija überreicht. "Heute ist ein großer Tag, der zeigt, dass uns die Region und Bosnien-Herzegowina am Herzen liegt", sagte der EU-Kommissar auf dem Rollfeld.

Die EU stehe Bosnien im Kampf gegen das Coronavirus bei, so Várhelyi. Bis August sollen 214.000 Impfdosen aus den kollektiven EU-Ankäufen an Bosnien weitergegeben werden. Gemeinsam mit den Lieferungen aus dem Covax-Programm, dessen größter Geldgeber die EU ist, werde Bosnien fast eine Million Impfdosen erhalten, so der EU-Kommissar, der Österreich für die Koordinierung der Impfstoffhilfen für die Westbalkanstaaten dankte.

In seinem Twitter-Beitrag spricht EU-Erweiterungskommissar Olivér Várhelyi von einem "großen Tag".

Auch Schallenberg sprach von einem "guten Tag für Bosnien und für die EU". Die Impfhilfen sollten "ein europäischer Turbo" für die schleppende Impfkampagne in dem Land sein. "Ihre Sicherheit ist unser Sicherheit", sagte der Außenminister, der auf die rund 200.000 Menschen mit bosnischen Wurzeln in Österreich hinwies.

Weniger als zwei Prozent geimpft

Der bosnische Regierungschef sprach von einem "ersten Schritt" und zeigte sich zuversichtlich, dass das Impfprogramm nun an Tempo gewinnen werde. In Bosnien sind bisher kaum Corona-Impfstoffe eingetroffen, weniger als zwei Prozent der Bevölkerung erhielten eine Impfung. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl verzeichnet das Land eine der höchsten Todesraten weltweit. Mehr als 8.300 Menschen sind bisher in dem 3,3-Millionen-Einwohner-Land in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Auch die benachbarten Länder Nordmazedonien, Kosovo und Albanien erhielten am Dienstag erste EU-Impfstofflieferungen, Serbien und Montenegro wurden bereits am Montag bedacht. Insgesamt sollen die sechs Westbalkanländer im Rahmen der von Österreich koordinierten Impfhilfe der EU bis August 651.000 Dosen Impfstoff aus den kollektiven EU-Ankäufen erhalten.

Österreich übernahm Koordinierung

Die Koordinierung der EU-Impfstoffweitergabe hat Österreich übernommen. Wien hat im Auftrag der EU Kauf- und Lieferverträge mit Biontech/Pfizer abgeschlossen und auch die Zwischenfinanzierung übernommen. Das Geld soll nach erfolgter Lieferung von den Westbalkanstaaten aus den von der EU für Impfungen bereitgestellten 70 Millionen Euro aus der EU-Heranführungshilfe (IPA) an Österreich refundiert werden. Die komplizierte Konstruktion ist notwendig, weil nur EU-Mitgliedsstaaten auf die nicht abgerufenen EU-Impfstoffe zugreifen können.

Während die EU in den vergangenen Monaten selbst mit Lieferschwierigkeiten bei den Impfstoffen zu kämpfen hatte, bauten Russland und China mithilfe der Impfstoffdiplomatie ihren Einfluss in der Region aus. Vor allem in Serbien, das beim Impfen derzeit sogar deutlich besser als Österreich und die meisten anderen EU-Länder dasteht. 21,6 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft.

Mit den gelieferten Dosen soll nach dem Willen der EU in erster Linie Gesundheits- und Pflegepersonal geimpft werden, in weiterer Folge auch andere vulnerable Gruppen. (APA, 4.5.2021)