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Historisches Debüt für Sapir Berman in Israel.

Foto: REUTERS/Ronen Zvulun

Jerusalem – Von den Fans im Stadion wurde Sapir Berman als Heldin bejubelt. Auf einem Plakat posierte sie im Superman-Kostüm, darunter stand: "super woman". Die 26-Jährige leitete am Montag als erste Transgender-Schiedsrichterin ein Spiel im israelischen Profifußball und feierte damit ein historisches Debüt.

Als Berman das Spielfeld des Sammy-Ofer-Stadions in Haifa gemeinsam mit den Profis von Hapoel Haifa und Beitar Jerusalem (3:1) betrat, wurde sie von den Zuschauern mit Applaus begrüßt. Danach witzelte sie mit den beiden Kapitänen beim Münzwurf über ihren hellblauen Nagellack.

Fingernägelcheck.
Foto: EPA/ABIR SULTAN

"Sapir, wir sind alle mit dir", stand auf einem Schild. Der israelische Fußballverband FA sprach ebenfalls seine Unterstützung aus. "Das ist der erste Schritt einer langen und wunderbaren Reise. Sapir, wir sind stolz, sie mit dir zu machen", schrieb der Verband auf Twitter.

Von Sagi zu Sapir

Am vergangenen Dienstag hatte Berman mitgeteilt, dass sie sich schon seit ihrer Kindheit als Frau fühle und ihren Namen von Sagi zu Sapir änderte. Als Mann war sie "sehr erfolgreich", sagte sie, sei es "im Schiedsrichterverband, im Studium oder bei Frauen". Aber nun habe sie sich entschlossen "zu zeigen, wer ich wirklich bin".

Ganz besonders bei den Spielern, die sie bereits mit dem korrekten Pronomen ansprechen, bedankte sich Berman. "Das zeigt mir, dass es einen Wandel in der Gesellschaft gibt", sagte sie. Vom Verband wurde ihr zudem eine separate Umkleidekabine zur Verfügung gestellt.

In den Fußstapfen der Britin Lucy Clark

In der israelischen Premier League ist Berman schon seit 2011 im Einsatz. Sie wisse nicht, ob sie ein Pionier sei, aber das sei auch nebensächlich. "Ich mache diesen Prozess für mich durch", betonte sie. Berman tritt in die Fußstapfen der Britin Lucy Clark, die 2018 als erste Transgender-Schiedsrichterin weltweit den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hatte.

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Berman (li.) kann vor allem auf die Unterstützung von Kollegen, Freunden und der Familie zählen.
Foto: REUTERS/Ronen Zvulun

Berman erhielt nach ihrem Coming-out in den sozialen Medien zwar auch Drohungen, wie sie erzählte, aber vor allem Unterstützung von Kollegen, Freunden und Familie.

Ronit Tirosh, Chef der israelischen Schiedsrichtergewerkschaft, nannte Berman "mutig" und sagte, sie habe "einen historischen Prozess für den israelischen Fußball begonnen".

Israel gilt als fortschrittliches Land, was die LGBTQI-Gleichstellung (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer und Intersex) betrifft. So werden im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anerkannt, obwohl Homosexualität in religiösen jüdischen Kreisen verpönt ist. "Super woman" Berman wird jedenfalls weiterhin unbeeindruckt Fußballspiele in Israels Topliga leiten. (sid, red, 4.5.2021)