Wie entwickeln sich das Corona-Informationsverhalten und die Einstellungen zum Journalismus? Und welche Medien nutzen junge Menschen, wer ist bereit, für Nachrichten zu zahlen? Antworten auf diese Fragen haben die Medienforscher von Gallup-Institut gemeinsam mit dem Medienhaus Wien Mitte April erhoben. Schon seit März 2020, also seit Beginn der Corona-Krise in Österreich, erhebt Gallup regelmäßig die Stimmungslage und Mediennutzung.

Journalismus relevanter

Für die aktuelle Umfrage wurden zwischen 15. und 19. April 1000 Personen online befragt, die Ergebnisse sind repräsentativ für die webaktive Bevölkerung ab 16 Jahren. Abgefragt wurde im April etwa die Bedeutung von unabhängigem Journalismus für eine demokratische Gesellschaft. So geben 74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher an, dass unabhängiger Journalismus für eine Demokratie "sehr wichtig" sei.

Besonders hoch ist dieser Wert bei Personen über 50 Jahren (85 Prozent), bei höher Gebildeten (Matura oder Universitätsabschluss, 80 Prozent), bei Sympathisanten der Grünen (87 Prozent) und bei Personen, die sich als überzeugte Wähler deklarieren (81 Prozent).

Fragestellung: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach unabhängiger Journalismus für eine demokratische Gesellschaft?
Grafik: Gallup, Medienhaus Wien

46 Prozent der Bevölkerung sagen, dass der Journalismus für sie persönlich "sehr wichtig" sei, um sich über politische und gesellschaftliche Themen zu informieren, 33 Prozent geben hier "wichtig" an. Insgesamt ist die Bedeutung des Journalismus gestiegen. Zum Vergleich: Zu Beginn der Pandemie im März 2020 lagen diese Werte bei 35 und 36 Prozent.

"Die Krise hat weiten Teilen der Bevölkerung gezeigt, dass Qualitätsjournalismus in bedrohlichen Situationen einen schnellen Zugang zu zuverlässigen Informationen ermöglicht. Die massive Zuwendung der Nachrichtenkonsumenten zu den etablierten Medien in den akuten Pandemiephasen zeugt von einem Vertrauensbonus. Das ist eine Chance für nachhaltige Nutzerbindung – wenn man diesen Bonus in relevante Angebote über den Krisenmodus hinaus umwandelt", sagt Gallup-Chefin Andrea Fronaschütz. TV, Radio und Zeitungen erzielten im ersten Corona-Jahr teilweise Rekordweiten auch beim jungen Publikum. Über Corona informieren sich laut Gallup derzeit 69 Prozent der unter 30-Jährigen im linearen und digitalen TV, 67 Prozent nutzen dafür Social-Media-Kanäle, 57 Prozent informieren sich via Zeitungen (Print und digital), 48 Prozent nutzen Radio.

DER STANDARD bei den Jungen unter 30 unter den Top drei

Unter den heimischen Medienmarken liegen bei den Jungen unter 30 in puncto Corona-Information der ORF mit 57 Prozent, Ö3 mit 34 Prozent und DER STANDARD mit 33 Prozent vorn. Aber die Corona-Berichterstattung allein schaffe es nicht, die jungen Leserinnen und Leser dauerhaft an eine Medienmarke zu binden, sagt Fronaschütz. "Junge, die in der Pandemie zum ORF oder zu Qualitätsprintmarken gewechselt sind, brechen jetzt wieder weg, die sind mit Corona emotional durch."

Medienmarken müssten jetzt verstärkt auf Inhalte setzen, die in der Lebenskultur der Jungen verankert und für sie besonders wichtig sind. Wichtig dabei seien vor allem Partizipationsmöglichkeiten. So geben 40 Prozent der 16- bis 30-Jährigen an, an Forendebatten teilgenommen, Artikel kommentiert oder Nachrichten mit anderen geteilt zu haben. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Anteil bei 28 Prozent.

Die unter 30-Jährigen seien auch häufiger als Ältere bereit, für digitale Inhalte zu zahlen, so ein Ergebnis der Umfrage

Fragestellung: Immer mehr Onlinemedien verfügen für ihre Inhalte über eine "Bezahlschranke", d.h. man muss für bestimmte Inhalte bezahlen oder ein Digital-Abo abschließen. Was haben Sie bereits gemacht, was kommt für Sie in Frage?
Grafik: Gallup, Medienhaus Wien

Altersstruktur in Redaktionen

Um junges Publikum anzusprechen, sei aber auch eine Verjüngung in Medienunternehmen nötig, um Inhalte in einer adäquaten Sprache bereitstellen zu können, sagt Andy Kaltenbrunner vom Medienhaus Wien. "Da braucht es mehr als zehn Prozent unter 30-Jährige in den Redaktionen. Das ist derzeit aber nicht der Fall." Das Durchschnittsalter in heimischen Redaktionen liegt laut Journalismusreport bei 44,5 Jahren. (ae, 4.5.2021)