Lichtschwerter, Raumstationen, die ganze Planeten zerstören können, Wookiees, Roboter und ein Großmeister mit eigenwilliger Grammatik. Auch 44 Jahre nachdem der erste Star Wars-Film über die Leinwände flimmerte, zieht das Sci-Fi-Fantasy-Universum von George Lucas immer noch Millionen Fans in seinen Bann. Neben neun Filmen zur Haupthandlung, diversen Spin-offs, Serien und Animationswerken gibt mittlerweile natürlich auch Videospiele zum Kampf zwischen Rebellen und Imperium.

Die Bandbreite an Studios und Lizenznehmern, die sich im Laufe der Jahrzehnte an Star Wars-Games abgearbeitet hat, ist beachtlich. Der Star Wars-Tag, 4. Mai, bietet eine gute Gelegenheit für einen Rückblick. Hinweis: Mobile Games und Crossovers in andere Spiele sind hier nicht berücksichtigt.

Bald nicht mehr EA-exklusiv

Die heutige Lizenzlage ist recht klar. Das geistige Eigentum zum Star Wars-Universum liegt in den Händen des Filmriesen Disney, der sich 2012 die von Lucas mitgegründeten Unternehmen Lucasarts und Lucasgames für über vier Milliarden Dollar schnappte. Der Deal sollte sich schnell auszahlen. Allein die vier Filme, die man zwischen 2015 und 2018 in die Kinos brachte, spielten einen Umsatz von 4,8 Milliarden Dollar ein.

Star Wars spült aber vor allem auch als Lizenzprodukt viel Geld in Disneys Kassen. Und wenn es um Games geht, hat der im Filmgeschäft nicht ganz unumstrittene Konzern seit 2013 einen Partner mit dem in der Videospielbranche nicht ganz unumstrittenen Riesen Electronic Arts gefunden, der noch bis 2023 exklusiv Star Wars-Spiele für PC und Konsolen veröffentlichen darf. Danach können auch wieder andere Anbieter zum Zug kommen. So hat etwa Ubisoft ein Open-World-Abenteuer im Jedi-Universum angekündigt, das vom Studio Massive Entertainment (The Division, Far Cry 3) entwickelt wird.

vghchannel

Die Macht ist eine Flipperkugel

Heute sind Star Wars-Spiele Unternehmungen mit Millionenbudgets. Die Anfänge waren freilich deutlich bescheidener, liegen aber auch im Lizenzgeschäft. 1979 brachte der US-Spielzeughersteller Kenner das elektronische Tabletop-Game Battle Command auf den Markt, in dem Spieler einen Planeten finden mussten, der "die Macht" beschert. 1980 brachte das Unternehmen Hankin einen Flipperautomaten auf den Markt, für den man sich die Rechte am zweiten Kinofilm, The Empire Strikes Back, gesichert hatte. Weitere Pinball-Maschinen, analoger und virtueller Natur, diverser Hersteller sollten folgen. Zuletzt erschien ein entsprechendes Game anlässlich des Kinostarts von The Last Jedi (2018), für heuer ist ein VR-Titel angekündigt.

Allerdings gab es schon 1979 ein ohne Lizenz entwickeltes Star Wars-Game. Gestaltet war es als eine Art virtueller Ausbildung für X-Wing-Piloten, in der man aus Cockpit-Perspektive Tie Fighter zerstören musste. Der Entwickler: Der zukünftige Techgigant Apple.

Frederico Custodio

1982 später folgte das erste offizielle Computerspiel, ebenfalls betitelt nach und basierend auf The Empire Strikes Back. Parker Brothers, eigentlich bekannt für Brettspiele wie Monopoly, ließ den Spieler in die Rolle von Luke Skywalker schlüpfen, der in einem Snowspeeder am Eisplaneten Hoth eine Rebellen-Basis gegen das Imperium verteidigen musste. Das federführend von Rex Bradford entwickelte spiel wurde im folgenden Jahr auch für das Intellivision-System portiert. Bradford sollte 1983 auch für Jedi Arena verantwortlich sein, einem abstrakten Lichtschwert-Kampfspiel, in dem zwei Jedis versuchten, sich den "Seeker Ball" gegenseitig um die Ohren zu schießen. Heute gilt es als eine der schlechtesten Spieleumsetzungen für Star Wars.

Parker Bros. war auch in den Vertrieb des zweiten Games, schlicht Star Wars genannt, involviert. Es handelte sich um einen sogenannten Rail-Shooter, in dem der Spieler automatisch durch die Level bewegt wird und – meist mithilfe eines als Waffe gestalteten Controllers – dabei auf Widersacher schießt. Entwickelt wurde der Titel ausschließlich für Spielhallen von Atari selbst. Erst später folgten Umsetzungen für eine Reihe von Plattformen, reichend vom Atari 2600 über den Apple II bis hin zu einer DOS-Version für frühe PCs. Parker Bros. selbst lieferte 1983 noch den Space-Shooter Death Star Battle. 1991 wurde die zuvor schon mit Kenner zusammengelegte Firma von Hasbro geschluckt.

1987 landete Star Wars erstmals am NES und zwar in Form des Japan-exklusiven Plattformers Star Wars von Namco. In weiterer Folge debütierten Leia, Luke und Co. auch am Gameboy und anderen Nintendo-Plattformen.

World of Longplays

Die PC-Ära der 1990er

In den 1990ern war es aber vor allem der PC, auf dem die Spiele eine Heimat fanden. In dieser Ära erschienen einige Titel, die viele Fans heute noch nostalgisch werden lassen. Da wären etwa die X-Wing-Reihe (X-Wing, Tie Fighter, X-Wing vs. Tie Fighter, X-Wing Alliance), Rebel Assault, Dark Forces bzw. Jedi Knight, als auch das Rennspiel Racer und das erste Spiel zum Start der zweiten Film-Trilogie, Episode 1. Selbst an Lernsoftware wie Droid Works versuchte man sich.

Was diese Games auch auszeichnete: Sie wurden entweder komplett oder teilweise von Lucasarts entwickelt. Diese Phase endete allerdings nach der Jahrtausendwende. Die letzten größeren Games, in die man sich selbst in größerem Umfang einbrachte, waren das gemeinsam mit den Ensemble Studios (Age of Empires) umgesetzte Echtzeitstrategiespiel Galactic Battlegrounds und das Weltraum-Actiongame Starfighter (beide 2001).

Danach begann man, sich vorwiegend auf den Vertrieb zu beschränken. Auch dabei entstanden einige Titel, die bis heute einen guten Ruf genießen und von namhaften Studios entwickelt wurden. Bioware (Dragon Age, Mass Effect) schuf mit Knights of the Old Republic (2003) ein Rollenspiel-Juwel. Für den ebenfalls vielgelobten zweiten Teil (2004) zeichnete Obsidian Entertainment (Neverwinter Nights 2, Fallout: New Vegas) verantwortlich. Die Pandemic Studios lieferten hingegen für Shooter-Freunde zwei Ausgaben von Star Wars: Battlefront.

NateLogan

"Galaxies" und "The Old Republic"

2003 startete mit Star Wars Galaxies: An Empire Divided das erste MMORPG im Star Wars-Setting. Entwickelt wurde es von Sony und seine Geschichte verlief turbulent. Nach einem recht erfolgreichen Start wurde das Game, das zuerst nur auf Planetenoberflächen stattfand, um Raumschlachten erweitert. Eine im Zuge der dritten Erweiterung, Trials of Obi-Wan, 2005 vollzogene Neugestaltung des Kampfsystems und der Charaktergestaltung – bei der der "Beruf" Jedi, zu dem man sich den Zugang bis dahin mühsam erarbeiten musste, plötzlich von Anfang an wählbar war – vertrieb allerdings zahlreiche Langzeitspieler.

Es folgte ein langsamer, kontinuierlicher Schwund, der 2011 schließlich in die Abschaltung der letzten verbliebenen Server mündete. Im gleichen Jahr trat das von Bioware verantwortete The Old Republic die Quasi-Nachfolge an und läuft bis heute. Es ist auch das erste Star Wars-Game, bei dem Electronic Arts als Publisher auftrat.

EA Star Wars

Das "Battlefront 2"-Disaster

Vor dem EA-Exklusivdeal von 2013 hatte Lucasarts unter dem Projektnamen Star Wars 1313 nach langer Zeit wieder einen eigenen Titel in Entwicklung. Die Arbeiten daran wurden jedoch nach der Übernahme von Disney und der darauffolgenden Schließung der Entwicklungsabteilung von Lucasarts eingestellt.

Es dauerte bis 2015 ehe EA mit einem Relaunch von Battlefront Nutzen aus der Lizenz zog. 2017 kassierte EAs ohnehin angeschlagener Ruf eine weitere Breitseite. Nach vier Jahren scheiterte die Entwicklung eines Open-World-Abenteuers ("Project Ragtag"), während Battlefront 2 zu Beginn mit problematischen Lootboxen für massive Spielerproteste sorgte. Der umstrittene Teil der Mikrotransaktionen, die als "Pay2Win" kritisiert wurden, wurden letztlich gestrichen und letztlich schlug sich das Game in puncto Spielerzahlen sogar sehr erfolgreich. Mit den von vielen Fans gelobten Titeln Jedi: Fallen Order und Squadrons konnte man die Stimmung ebenfalls wieder etwas heben.

Ausblick

An neuem Spielematerial wird es auch in Zukunft nicht mangeln. Neben dem von Ubisoft angekündigten Game gibt es auch Gerüchte über zwei weitere, größere Titel, darunter einen dritten Teil von Knights of the Old Republic. Die Nebel darüber in den nächsten Monaten sich wohl lichten werden. Bis dahin geduldig sein wir müssen. (gpi, 4.5.2021)