Bronzen wie diese aus dem historischen Königreich Benin (16. Jhdt.) werden bald Deutschland in Richtung Nigeria verlassen. Wie viele, welche und wann genau, ist noch unklar. Ebenso wie viele Staaten noch folgen werden.

bpk / Ethnologisches Museum, SMB / Jürgen Liepe

Abuja – Die Ankündigung der deutschen Bundesregierung, zumindest einen großen Teil der über 1100 in deutschen Museen aufbewahrten Benin-Bronzen Nigeria zurückzugeben, wird in dem westafrikanischen Staat mit Genugtuung aufgenommen. "Das ist ein riesiger Schritt in Richtung der Wiedergutmachung des kolonialen Unrechts", sagte der nigerianische Künstler Victor Ehikhamenor, der auch dem Vorstand des Legacy Restitution Trust angehört. In diese Stiftung werden die Kunstschätze nach ihrer Rückkehr voraussichtlich überführt. Wenn der von der deutschen Regierung vorgeschlagene Weg erfolgreich sei, könne er auch von anderen beschritten werden, fügte Ehikhamenor an: "Deutschland hat für die anderen, noch stolpernden ehemaligen Kolonialstaaten eine überzeugende Lösung gefunden."

Die Objekte, bei denen es sich außer um Skulpturen und Reliefs aus Bronze auch um Kunstwerke aus Holz und Elfenbein handelt, wurden nach der Eroberung des Königshofs von Benin Ende des vergangenen Jahrhunderts von englischen Soldaten geraubt. Nach ihrer Verschleppung wurden die Werke an zahlreiche Museen und Kunstsammler in Europa (darunter auch Wien) und in den USA verkauft: Die größte Sammlung besitzt das British Museum mit über 900 Objekten. Die Rückgabe wird in Nigeria seit Jahrzehnten gefordert.

Warten auf Museum in Benin City

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte bereits vor zwei Jahren Rückgaben in Aussicht gestellt – 20 Objekte wurden bislang dafür ausgewählt und die notwendigen Gesetze verabschiedet. In Großbritannien erklärten sich einzelne Museen zu dem Schritt bereit, der politische Wille fehlt aber dort bislang. In Wien gab man sich zuletzt willig, sich an Rückgaben zu beteiligen, schien aber die Schritte der ehemaligen Kolonialstaaten abzuwarten.

Deutschland will nun ab 2022 die ersten Stücke zurückgegeben. Gleichzeitig hofft man, dass einzelne Kunstwerke im Land bleiben können – welche das sein werden und wer darüber entscheidet, blieb offen. Auch auf nigerianischer Seite wird immer wieder betont, dass einige der Objekte in westlichen Museen weiter sichtbar bleiben sollten.

Angedacht ist, dass die Rückgaben in dem in Benin City geplanten Edo Museum of West African Art eine neue Heimat finden werden – doch das mit fast vier Millionen US-Dollar veranschlagte und von dem britisch-ghanaischen Architekten David Adjaye entworfene Gebäude wird frühestens in vier Jahren fertiggestellt. Der nigerianische Mäzen des Museums, Philip Ihenacho, sprach trotzdem von einer "Zeitenwende", die die deutsche Regierung mit ihrer Entscheidung eingeleitet habe: Die Rückkehr der Kunstwerke sei nun keine Frage des Ob mehr, sondern des Wann. (jod, stew, 5.5.2021)