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Ärzte können im Homeoffice Patienten betreuen. Die Akzeptanz von Telemedizin stieg während der Pandemie.

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Selten gibt es hierzulande von Experten Lob, wenn es um Digitalisierung geht. Im Gesundheitsbereich ist das anders. "Österreich ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern bestens positioniert", sagt Stefan Helmcke, Leiter des Wiener Büros von McKinsey. Die Unternehmensberater haben in einer neuen Studie zusammen mit dem Mediziner Sebastian Schneeweiß von der Harvard Medical School berechnet, wie digitale Lösungen die Gesundheit der Österreicher und die Effizienz des Systems steigern können. Sie kommen auf ein Potenzial von 4,7 Milliarden Euro pro Jahr. Das wären 14 Prozent der berücksichtigten Gesundheitsausgaben von 35 Milliarden Euro.

Was kann Digitalisierung beitragen? Dank der elektronischen Gesundheitsakte Elga samt elektronischem Impfpass und Rezepten gebe es hierzulande bereits eine flächendeckende Datenstruktur, die noch viel zu wenig in der Praxis genutzt werde, heißt es in der Studie. "Elga ist ein Pfund, auf das man aufbauen kann", sagt Stefan Biesdorf vom Münchner Büro von McKinsey.

Besser informiert

Vor allem wenn Patienten andere Mediziner als ihren Hausarzt aufsuchen, spart es viel Zeit und verbessert die Behandlung, wenn die Krankengeschichte auf Knopfdruck verfügbar ist. Die Verknüpfung von Gesundheitsdaten – mit Zustimmung des Patienten und zeitlich befristet – könnte eine Reihe von digitalen Anwendungen verbessern, die in anderen Ländern bereits Anwendung finden.

Zum Beispiel könnten Patienten ihre Gesundheitsinformationen einem Chatbot geben, um eine erste Orientierungshilfe bei Beschwerden zu erhalten. Ein Chatbot ist ein künstlicher, interaktiver Berater, mit dem sich Menschen über eine Chatfunktion unterhalten können. Ein derartiges Programm könnte den Impuls zur Internetrecherche über Symptome ersetzen. Statt orientierungslos die schlimmsten Szenarien auf Internetforen zu erkunden, würde das Programm helfen, das Risiko einzuschätzen und eine Empfehlung abgeben – etwa eine weitere Abklärung beim Arzt vorzunehmen.

Telemedizin populärer

Auch der digitale Kontakt zu Medizinern birgt laut Studie Potenzial: Videogespräche mit Ärzten haben während der Pandemie an Akzeptanz gewonnen. Viele Menschen nutzen diese Möglichkeit, um das Risiko einer Infektion in der Praxis zu vermeiden. Aber auch Ärzte, die in Quarantäne müssen, aber gesund sind, können mit Patienten online in Kontakt bleiben.

Die Liste digitaler Anwendungen reicht von Terminvereinbarungen bis zu Apps, die chronisch Kranken helfen, Medikamente und den Gesundheitsstatus zu managen. (Leopold Stefan, 5.5.2021)