Wenn man mit dem Impftempo so weitermachte wie bisher, dann bräuchte man für die Immunisierung von 75 Prozent der Menschen in Nordmazedonien zehn Jahre, in Albanien etwa drei Jahre, hat kürzlich das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) ausgerechnet. Die hohen Sterberaten, die Panik und Trauer in den Familien, der Verlust von Jobs und Einkommen, das fehlende Geld für Heizung, Kleidung und Essen, die Abweisung vieler Covid-19-Patienten an der Pforte der überfüllten Spitäler und der Mangel an Vakzinen: All das hat in den vergangenen Monaten in Südosteuropa für wachsende Verzweiflung gesorgt.

Die Lieferungen der ersten Tranchen von Impfdosen bedeuten Trost und Zuversicht im Kampf um das schiere Überleben.
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Die Lieferungen der ersten Tranchen von Impfdosen, die von der EU finanziert und von Österreich organisiert wurden, bedeuten deshalb etwas Lebensnotwendiges, nämlich: Trost und Zuversicht im Kampf um das schiere Überleben. Auf dem Balkan beklagt man sich nicht über Lockdowns, vielerorts kann man sich diese gar nicht leisten. Die Pandemie hat die Armut noch weiter verschärft.

Brüssel und die nationalen Regierungen sollten deshalb dafür sorgen, dass die Region beim Impfen gegenüber der EU schnell aufholt. Das ist nicht nur eine Frage von Humanität und Solidarität. Auch EU-Staaten wie Österreich mit engen Kontakten in der Region sind betroffen, wenn das Infektionsgeschehen hoch bleibt und die Wirtschaft sich nicht erholt.(Adelheid Wölfl, 4.5.2021)