In Dänemark gibt es den digitalen "Coronapas" bereits seit 21. April, in Österreich wird es noch etwas dauern. Geht es nach Bundeskanzler Kurz, soll Österreich möglichst rasch nachziehen. Und dementsprechend präsentierten bereits am Dienstagabend Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger den Fahrplan für die dreiphasige Umsetzung dieses grünen Passes in Österreich.

Eine papierene Vorform wird es laut den bereits mehrfach kolportierten Regierungsplänen ab 19. Mai geben, wenn die Öffnungen kommen: Geimpfte sollen ab diesem Zeitpunkt keine Zugangstests mehr benötigen, so sie mindestens 21 Tage zuvor ihre erste Impfung gegen Covid-19 bekommen haben. Zudem sollen jene Personen von der Testpflicht ausgenommen werden, die vor nicht mehr als sechs Monaten eine Covid-19-Infektion überstanden haben.

Digitalisierung im Juni

Anfang Juni soll dann die österreichische digitale Umsetzung in Form eines QR-Codes für das Smartphone folgen; die analogen Nachweise bleiben weiterhin gültig. Ab Ende Juni sollen in der dritten Phase die Zertifikate europaweit gültig und lesbar werden: An jeder Grenze kann man dann mit dem QR-Code nachweisen, dass man geimpft, getestet oder genesen ist.

Doch ob diese grenzenlose Lösung tatsächlich schon mit Sommerbeginn kommen wird, ist eine offene Frage – und nicht die einzige rund um den grünen Pass. So ist umstritten, ob der Impfschutz drei Wochen nach der ersten Impfung schon gut genug ist oder ob man nicht lieber doch auf die zweite Impfung warten sollte, ehe man laut grünem Pass als geimpft gilt. Außerdem unklar: Wie lange wird der grüne Pass dann gültig sein? Und in welchen Ländern?

Reichen drei Wochen?

Faktum ist, dass die Schutzwirkung einer Impfung in etwa zwölf Tage nach dem ersten Stich einsetzt, wie erst vergangene Woche eine neue Studie im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" für die Impfstoffe Vaxzevria (von Astra Zeneca) sowie Comirnaty (von Biontech/Pfizer) bestätigte. Der Effekt erreichte nach 21 bis 44 Tagen 60 Prozent für Vaxzevria und 69 Prozent für Comirnaty.

Noch höher ist die Prävention von Krankenhausaufenthalten, die vier Wochen nach der Erstimpfung bei rund 90 Prozent liegt, wie kürzlich eine schottische Studie in "The Lancet" ermittelte. Selbst die Weitergabe des Virus dürfte laut einer ebenfalls neuen Untersuchung (allerdings nur in Form eines noch nicht fachbegutachteten Preprints) drei Wochen nach Erstimpfung um 40 bis 50 Prozent reduziert sein. Klar ist aber auch, dass ein Schutz vor einer Infektion und damit auch vor Weitergabe des Virus nach der zweiten Impfung deutlich höher ist.

"Ein Vollschutz ist drei Wochen nach der ersten Impfung zwar noch nicht gegeben", wie der Infektiologe Herwig Kollaritsch bestätigt. "Aber der Schutz ist nach drei Wochen doch so gut, fast sicher keine schweren Verläufe zu haben." Es ist also auch eine Frage der Risikoabwägung.

Kollaritsch, der Mitglied des Nationalen Impfgremiums ist, weist zudem auf das Problem hin, dass die Erteilung des grünen Passes nach nur einer Impfung dazu führen könnte, den zweiten Impftermin sausen zu lassen. Weshalb er dringend dafür plädiert, den digitalen grünen Pass so zu programmieren, dass seine Gültigkeit erlöscht, wenn nicht nach einem bestimmten Zeitraum die Zweitimpfung erfolgt.

Unklare Gültigkeitsdauer

Wie lange der grüne Pass nach der zweiten Impfung dann gilt, kann aber auch Kollaritsch nicht sagen und verweist auf noch laufende Studien über die Wirksamkeitsdauer der Impfungen. Er geht von sechs bis acht Monaten aus, nach denen eine Auffrischungsimpfung nötig sein dürfte. "Da es kein eindeutiges Schutzkorrelat gibt, wird man sich da auf eine Gültigkeitsdauer einigen müssen", sagt Kollaritsch mit Verweis darauf, dass Antikörpertests nur sehr bedingt über den Immunitätsstatus Auskunft geben.

Er plädiert wie viele andere Experten dafür, der Vorbereitung und Einführung des grünen Passes etwas mehr Zeit zu geben, da es noch viele offenen Fragen gebe. So etwa sei das Problem noch völlig ungelöst, ob und wie Sommerurlaube mit Kindern im Ausland möglich sein werden, weil diese zu dem Zeitpunkt sicher noch nicht geimpft sein werden. Nicht zuletzt auch aus touristischem Interesse sei bei der Einführung des grünen Passes möglichst an einheitliche EU-Regelungen zu denken, von denen man aber aktuell noch sehr weit entfernt sei.

Internationale Übereinkünfte

Kanzler Kurz verlangte indes am Dienstag, nicht auf eine EU-Lösung zu warten. Vielmehr sprach er sich für bilaterale Übereinkünfte etwa mit dem Nachbarland Slowakei aus. Für Kollaritsch hingegen sind selbst EU-weite Regelungen nur eine Teillösung: "Denn eigentlich müssten etwa die Kriterien für die Gültigkeitsdauer der Covid-19-Impfungen von der Weltgesundheitsorganisation vorgegeben werden, weil sie ja weltweit verbindlich sein sollten." (Klaus Taschwer, 4.5.2021)