Wer folgt Peter Schröcksnadel nach?

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Heuer ist alles anders, heuer regt der Skisport sogar im Frühling und Sommer auf. Vor den Neuwahlen im Österreichischen Skiverband (ÖSV), aus denen spätestens bei der Länderkonferenz im Juni in Villach ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin hervorgehen sollte, spitzt sich die Lage schon dieser Tage zu. Am Mittwoch kommen acht Landesverbandspräsidenten und die Kärntner Präsidentin Claudia Strobl zu ihrem nächsten virtuellen Meeting zusammen. Auch Noch-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wird wohl teilnehmen, man könnte also sagen, es ist ein Meeting wie viele andere zuvor.

Kein direkter Vergleich

Etliche Landesverbände hätten sich allerdings gewünscht, dass Schröcksnadel beizeiten aus dem Treffen aussteigt. Schließlich waren sie davon ausgegangen, dass in dieser Runde Renate Götschl angehört werden sollte – wie zuvor schon Michael Walchhofer, der zweite, eigentlich erste Kandidat für Schröcksnadels Nachfolge. Allerdings wird jetzt nichts aus diesem Götschl-Hearing. Die Steirerin stellt sich und ihre Pläne lieber nach und nach den einzelnen Landesverbänden vor. Damit erspart sie sich, dass in der größeren Runde aller Landesverbandsspitzen direkte Vergleiche zwischen ihr und Walchhofer gezogen werden könnten. "Das Vorgehen ist durch und durch unfair", sagt ein Kritiker.

Götschl wird von Schröcksnadel favorisiert. Nicht wenige stoßen sich daran. Ein Funktionär sagt dem STANDARD: "Es sieht so aus, als würde Schröcksnadel ein doppeltes Spiel spielen". Schließlich hatte sich der 79-Jährige zunächst "völlig überrascht" von Götschls Kandidatur gezeigt, kurz darauf kam heraus, dass er selbst ins Laufen gekommen war, um den Salzburger Walchhofer als ÖSV-Präsidenten zu verhindern. "Wir hinterfragen Götschls Kandidatur massiv. Walchhofer war nach vielen Monaten der einzige verbliebene Kandidat, er hat uns ein sehr gutes Konzept präsentiert, wir sind überzeugt von ihm", ist von einer anderen Seite zu erfahren.

Renate Götschl gilt als Schröcksnadels Favoritin für seine Nachfolge.
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Zuletzt war der Stand der, dass fünf Länder (Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland) sich hinter Walchhofer und vier sich hinter Schröcksnadel und Götschl versammeln würden. Wobei die vier, weil sie mehr Mitglieder und deshalb mehr Wahlstimmen haben, eine knappe Mehrheit hätten. Die Kärntner Verbandspräsidentin Strobl sagte der "Kleinen Zeitung", Schröcksnadel habe "aus einem Baby wie dem ÖSV ein erfolgreiches Riesenunternehmen gemacht", da falle es ihm "natürlich schwer, loszulassen". Die Expertise des Tirolers sei "wertvoll. Aber ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin muss freie Hand haben."

Innauers Einschätzung

Die Vermutung, dass Schröcksnadel via Götschl weiterhin Einfluss ausüben will, teilt auch Toni Innauer, Skisprung-Olympiasieger und ehemaliger Nordischer ÖSV-Direktor. "Es soll zwar der Mantel, aber nicht das Zepter abgelegt werden", kolumnierte Innauer auf seiner Homepage. So enge Schröcksnadel die "Entwicklungsmöglichkeiten und Reputation seiner Nachfolger empfindlich ein".

Walchhofer deutete im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" an, er könnte seine Kandidatur zurückziehen, sollte sich ein Kompromiss anbieten und jemand antreten, dem zuzutrauen sei, den ÖSV mit seinen 300 Mitarbeitern, 1.100 Vereinen, mehr als 140.000 Mitgliedern und einem Jahresbudget von gut 40 Millionen Euro zu führen. Dabei kam Walchhofer selbst auf die ehemalige Vizekanzlerin und Wüstenrot-Generaldirektorin Susanne Riess zu sprechen, er nannte sie "kompetent und erfahren". Riess war für den STANDARD in den vergangenen Tagen nicht erreichbar.

Innauer kritisiert Schröcksnadels Einflussnahme.
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Schultz sagt ab

Als weitere mögliche Alternative war von mehreren Seiten die Tirolerin Martha Schultz ins Spiel gebracht worden. Die Unternehmerin ist Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer, die sie derzeit auch noch im Austria Ski Pool vertritt, und wäre, sagen viele, ein echtes Kaliber an der ÖSV-Spitze. Doch daraus wird nichts. "Die Aufgabe wäre reizvoll, aber ich muss mich um mein Unternehmen kümmern", sagt Schultz dem STANDARD. "Im Skiverband braucht es jetzt jemanden, der wirklich viel Zeit mitbringt. Das ist ein Fulltimejob. Da gilt es schließlich kein KMU, sondern ein richtig großes Unternehmen zu führen."

Schröcksnadel hatte vor Tagen betont, all seine Funktionen im Skiverband würden "erlöschen, wenn ich nicht mehr ÖSV-Präsident bin". Dem Gerücht, er könnte noch im Sommer dem Vorstandsvorsitzenden des Austria Ski Pools, Christian Poley, nachfolgen, trat Schröcksnadel am Dienstag vehement entgegen. Er wolle "wirklich keine Funktion mehr haben, auch diese nicht". Von einer Verjüngung der Skipool-Führung ist so oder so auszugehen, Poley hat vor kurzem seinen 90. Geburtstag gefeiert. (Fritz Neumann, 5.5.2021)