Facebook gilt auch als einer der größten Kritiker von Apples App Tracking Transparency.

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Whatsapp kündigte Anfang Jänner eine Aktualisierung seiner Nutzungsbedingungen an, mit der Daten (außerhalb der EU) plattformübergreifend verwendet werden dürften. Alternative Messenger wie Telegram und Signal konnten daraufhin einen enormen Nutzerzuwachs verzeichnen. Mit einer Werbekampagne auf Instagram wollte Signal nun auf die häufig kritisierten Datensammelpraktiken Facebooks aufmerksam machen – was offenbar kurzerhand in der Sperrung des eigenen Werbekontos endete.

In einem Blogpost mit dem Titel "The Instagram ads Facebook won't show you" (also: Instagram-Werbungen, die Facebook dir nicht zeigen will) sagt Signal, dass es mehrere Anzeigen erstellt hat, die zeigen, "welche persönlichen Daten Facebook sammelt und verkauft".

Targeting als Werbebotschaft

Instagram-Nutzer wären mit mehreren Anzeigen nämlich zum Beispiel darüber informiert worden, dass "Sie diese Anzeige erhalten haben, weil Sie ein K-Pop-liebender Chemieingenieur sind. Diese Anzeige hat Ihren Standort verwendet, um zu sehen, dass Sie in Berlin sind. Und Sie haben ein neues Baby. Und Sie sind gerade umgezogen. Und Sie lieben in letzter Zeit diese Schwangerschaftsübungen". Das zeigen von Signal veröffentlichte Screenshots.

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"Die Anzeige würde einfach einige der über den Betrachter gesammelten Informationen anzeigen, die die Werbeplattform nutzt. Facebook war von dieser Idee nicht angetan", heißt es weiter. "Transparenz darüber, wie die Daten der Nutzer verwendet werden, reicht offenbar aus, um gesperrt zu werden."

Facebook generierte vergangenes Jahr einen Umsatz von mehr als 85 Milliarden Dollar, ein Großteil dieser Summe stammt aus zielgerichteter, personalisierter Werbung. Doch spätestens seit der Kontroverse um die Beratungsfirma Cambridge Analytica stehen die Geschäftspraktiken des Konzerns in Kritik, berichtet "Cnet".

App Tracking Transparency

Zudem gilt Facebook als der lauteste Kritiker von Apples neuer App Tracking Transparency (ATT), mit der iPhone- und iPad-Nutzer seit Veröffentlichung von iOS 14.5 darüber entscheiden können, ob Apps sie zu Marketingzwecken über mehrere Anwendungen hinweg verfolgen dürfen oder nicht. Facebook-Chef Mark Zuckerberg warf Apple schnell vor, mit der ATT nur die eigenen Geschäftsziele zu verfolgen. Kein Wunder, bedenkt man doch, dass es sich um das eigene Kerngeschäft handelt.

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Der iPhone-Hersteller wolle nur kostenlosen Apps, die durch Werbung finanziert werden, das Wasser abgraben, um an Bezahl-Apps und kostenpflichtigen Software-Abos im App Store mitverdienen zu können. Laut Zuckerberg würde die Maßnahme vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen.

Auf Signals Vorwürfe, die kritischen Werbeschaltungen seien blockiert worden, reagiert Facebook folgendermaßen: "Das ist ein PR-Stunt von Signal, das nicht einmal versucht hat, diese Anzeigen tatsächlich zu schalten – und wir haben das Anzeigenkonto nicht geschlossen, weil sie es versucht haben", so das Unternehmen gegenüber "The Information". (mick, 5.5.2021)