Bild nicht mehr verfügbar.

Afghanistan gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten.

Foto: ap, MOHAMMAD ISMAIL

Kabul – In Afghanistan haben Vertreter der militant-islamistischen Taliban und der Regierung Journalisten gedroht. Der Parlamentarier Arif Rahmani twitterte am Mittwoch mehrere Aussagen des Chefs des Geheimdiensts NDS aus einer geschlossenen Sitzung des Parlaments. Demnach bezeichnete NDS-Chef Ahmad Sia Saraj die "Propaganda mancher Fernsehstationen zugunsten der Taliban" als "schockierend". Das sei ein Missbrauch der Meinungsfreiheit. Man werde das nicht tolerieren.

Auf dem offiziellen Twitter-Konto des NDS wurde das Zitat ebenfalls veröffentlicht, allerdings wenig später wieder gelöscht. Praktisch zeitgleich schrieb der Sprecher der Taliban, Sabiullah Mujahid, auf Twitter, man beobachte seit ein paar Tagen einseitige Propaganda und Publikationen von einigen Medien. Mujahid beschuldigte den Geheimdienst NDS, dahinter zu stecken. Medien sollten aufpassen und in der "jetzigen sensiblen Situation" kein Propagandainstrument der Kabuler Regierung werden.

Sollten Medien falsche Informationen veröffentlichen, werde ihre Neutralität infrage gestellt und die "Verantwortung für weitere Schritte" liege bei den Medien, schrieb Mujahid weiter.

Afghanistan gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Sie werden nicht nur von militanten Islamisten bedroht, sondern auch von Kriegsfürsten, Drogenbaronen oder Vertretern der Regierung. Elf Medienschaffende wurden laut der lokalen Medienorganisation Nai im Vorjahr ermordet, viele mehr eingeschüchtert. Nach mehreren gezielten Tötungen von Journalisten in den vergangenen Monaten haben Dutzende Medienschaffende, vor allem Frauen, ihre Jobs aufgegeben oder das Land verlassen. (APA, 5.5.2021)