Das Austrian Institute of Technology (AIT) musste im Pandemie-Jahr 2020 zwar Rückgänge beim Ergebnis hinnehmen, könne aber dennoch bei gut gefüllten Auftragsbüchern eine "solide Bilanz" legen, wie das Institut am Mittwoch bekannt gab. In die Zukunft geht das AIT mit einer neuen Strategie und neuen Schwerpunkten – sowie mit einem neuen Aufsichtsrats-Chef, nachdem der bisherige Vorsitzende Hannes Androsch nach 14 Jahren in dieser Position ausscheidet.

AIT-Finanzchef Alexander Svejkovsky, Präsident des Aufsichtsrates Hannes Androsch, kaufmännische Geschäftsführer Anton Plimon und wissenschaftlicher Geschäftsführer Wolfgang Knoll präsentierten am Mittwoch die Bilanz des Austrian Institute of Technolgy für 2020.
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Mit der neuen Strategie "Forschung und Innovation für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Position im digitalen Zeitalter" will das AIT an den von den Eigentümern (50,4 Prozent Bund und 49,6 Prozent Industrieunternehmen) vorgegebenen Themenfeldern wie Digitalisierung und Dekarbonisierung festhalten, aber in "ausgewählten Bereichen" wachsen, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Anton Plimon bei einer Pressekonferenz. Das ist etwa unter dem Titel "Digital Resilient Cities" der Einsatz von Simulationsverfahren und Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Stadtplanung inklusive Mobilitätsplanung.

Nachhaltige Städte zählen zu den Forschungsschwerpunkten des AIT für die kommenden Jahre.
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Emissionsarmen Verkehr

Weitere Wachstumsfelder betreffen fortschrittliche Technologien für emissionsarmen Verkehr, wo es vor allem um elektrisch angetriebene Fahrzeuge geht, sowie nachhaltige Energiesysteme. Schließlich will man mit KI-basierter nachhaltiger Automation und Robotik die IT und User-Interfaces viel näher an den Menschen heranbringen und an ihn anpassen.

Angesichts der "ständigen Bereinigung unseres Leistungsportfolios" steht diesem Wachstum kein spezieller Bereich gegenüber, der wegfällt. Man trenne sich vielmehr immer wieder von "einzelnen Elementen innerhalb des Themenbogens", so Plimon. Die Struktur von bisher acht Zentren wird auf sieben "vereinfacht": Der Bereich Mobilitätsplanung werde in den "Urban Data Hub" eingebaut, um den internen Koordinationsaufwand zu reduzieren. Größere Investitionen in die Forschungsinfrastruktur plant das AIT etwa für das "City Intelligence Lab", am Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen für neue additive Fertigungsmethoden von Metallkomponenten oder im Batterielabor für den Bereich Festkörper-Batterien.

"Solide Bilanz"

AIT-Finanzchef Alexander Svejkovsky freute sich, trotz der Pandemie eine "solide Bilanz" vorlegen zu können. Das Ergebnis vor Steuern ist zwar auf 2,73 Mio. Euro zurückgegangen, 2019 hat es noch 4,33 Mio. Euro betragen. "Stolz" sei man aber über den leicht gesteigerten Umsatz bei der Auftragsforschung (von 54,1 auf 54,2 Mio. Euro), "weil dieses Geschäft mit der Industrie uns Sorgen bereitet hat". Pandemiebedingte Verzögerungen beim Start größerer geförderter Projekte nannte Svejkovsky als einen der Gründe für die Rückgänge bei der ko-finanzierten Forschung (von 36,3 auf 34,4 Mio. Euro). Die Auftragsstände übertrafen dagegen 2020 mit 189,5 Mio. Euro den Wert von 2019 (183,2 Mio. Euro). Für das laufende Jahr rechnet Svejkovsky daher mit einem "stabilen, positiven Ergebnis".

Der wissenschaftliche AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll sprach von einem "stabilen wissenschaftlichen Output" des mittlerweile rund 1.400 Mitarbeiter zählenden Instituts. Beim Impact wissenschaftlicher Arbeiten habe man eine "deutlich höhere Flughöhe eingenommen, die Sichtbarkeit unserer Arbeiten hat zugenommen". Dem internationalen Trend folgend wird das Doktoratsprogramm des AIT weiter professionalisiert, um im internationalen Wettbewerb um Doktoratsstudenten bestehen zu können.

Frei von Einmischung

Für Hannes Androsch, der 2007 den Aufsichtsrats-Vorsitz des damals schwer angeschlagenen ehemaligen Forschungszentrums Seibersdorf übernommen und mit den beiden Geschäftsführern Knoll und Plimon seit 2008 das Institut zu einem "Leuchtturm der österreichischen Forschung" gemacht hat, steht das AIT "auf einem soliden Fundament, sowohl inhaltlich und strategisch, also auch personell. Es hat klare Zielsetzungen und die Kapazität, diese auch umzusetzen".

Die Grundlage dafür, dass das Team erfolgreich arbeiten konnte, sei die von den Eigentümern gewährte "Einmischungsfreiheit" gewesen – Androsch sagte dazu: "Man kann nur hoffen, dass das so bleibt." Kritik übte Androsch daran, dass durch das neue Forschungsfinanzierungsgesetz die bisher vierjährige Finanzplanung des AIT auf drei Jahre reduziert wurde. "Das ist die falsche Richtung und zeigt, dass wir die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung als Wirtschaftsfaktor nicht immer nicht verstanden haben".

Mischbetrieb auch nach der Pandemie

Gerade die Corona-Pandemie habe die Bedeutung von Wissenschaft und Innovation gezeigt, sagte Androsch. "Die Entwicklung der Impfstoffe innerhalb von so kurzer Zeit wäre nicht ohne jahrelang vorangegangene Grundlagenforschung möglich gewesen."

Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen, sei es möglich gewesen, den Laborbetrieb aufrecht zu erhalten, auch Homeoffice habe sehr gut funktioniert, wie Plimon betonte. "Wir werden davon vieles beibehalten, wie Teleworking und einen Mischbetrieb, weil das extrem effizient ist, und nicht einfach zurückgehen auf den alten Zustand." (APA/red, 5.5.2021)