"Die Zeit ist gekommen, um Ferien in Italien zu buchen – wir können es kaum erwarten, euch wieder bei uns willkommen zu heißen", erklärte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi zum Abschluss einer Videokonferenz der Tourismusminister der G20, deren Vorsitz Italien in diesem Jahr innehat.

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Der Tourismus in Italien (Bild: Pisa) spielt sich zurzeit fast nur mit inländischen Gästen ab. Das soll sich nun ändern.
Foto: REUTERS/Jennifer Lorenzini

Bei der anschließenden Pressekonferenz in Rom stellte Draghi die Einführung eines nationalen Impfpasses in Aussicht, der es ausländischen Gästen ab dem 15. Mai erlauben soll, wieder ohne die bisher geltende obligatorische Quarantäne von fünf Tagen nach Italien einzureisen. Der italienische Green Pass ist für nachweislich Geimpfte und Genesene vorgesehen; auch ein negatives Corona-Test-Resultat soll für den Erhalt des Passes ausreichen.

Die Regierung will mit dem eigenen Impfpass die Zeit bis zur Einführung des europäischen Green Pass überbrücken, der voraussichtlich erst einen Monat später, ab Mitte Juni, eingeführt wird. Draghi will der heimischen Tourismusbranche im Wettbewerb mit Spanien und Griechenland helfen, die bereits ähnliche Regeln haben und wieder Touristen empfangen.

Kaum ausländische Buchungen

Die italienischen Touristiker sehen sich derzeit benachteiligt: Zwar füllen sich allmählich die Bücher mit den Reservierungen für die Sommersaison, aber die Buchungen werden derzeit fast ausschließlich von Italienern vorgenommen. Wegen der Quarantänepflicht haben vor allem Kulturstädte wie Venedig, Rom und Florenz in diesem Jahr noch kaum ausländische Touristen gesehen.

Draghi ist sich der herausragenden Rolle des Fremdenverkehrs für die Erholung der italienischen Wirtschaft bewusst: Die Branche trägt rund 13 Prozent zum Bruttosozialprodukt des Landes bei. Im vergangenen Jahr brach der Umsatz um über die Hälfte ein, allein die Hotellerie verzeichnete Einbußen von 28 Milliarden Euro.

Bernabò Bocca, Präsident des nationalen Hotelierverbands, zeigte sich angesichts des Entgegenkommens der Regierung erleichtert: "Dank des nun vorliegenden Datums des 15. Mai können wir endlich beginnen, die Saison zu planen. Die ausländischen Gäste sind für unsere Betriebe unverzichtbar", betonte Bocca. Auch Draghi zeigte sich zuversichtlich, dass sich der arg gebeutelte Sektor nach der Pandemie wieder erholen und "stärker als zuvor" aus der Krise hervorgehen werde.

Zwei Regionen preschen vor

Für die Italiener wurde der nationale Impfpass bereits am 26. April eingeführt. Doch bisher haben erst zwei Regionen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht: Die autonome Provinz Südtirol hat eine eigene App entwickelt, die die Bürgerinnen und Bürger auf ihr Smartphone herunterladen können; die Hauptstadtregion Latium stellt nach erfolgter Impfung oder nachgewiesener Genesung schriftliche Atteste aus. Die übrigen 18 Regionen warten noch auf entsprechende Anweisungen aus Rom.

Den Italienern ermöglicht der nationale Impfpass die Bewegungsfreiheit zwischen den einzelnen Regionen, auch wenn diese noch als orange oder rote Zone eingeteilt sind. Frei bewegen kann man sich in Italien derzeit nur von einer gelben Region in die andere.

Der grüne Pass für die ausländischen Touristen wird sich laut Draghi an jenem für die Einheimischen orientieren. Aber auch beim Pass für die Ausländer hat die Regierung noch keine konkreten Angaben dazu gemacht, welche Form er genau haben wird und wo und wie man sich diesen dereinst besorgen oder herunterladen kann. Der italienische Premier versprach lediglich "klare und einfache Regeln", die "einen sicheren Aufenthalt in Italien" garantieren werden. (Dominik Straub, 6.5.2021)