Die angekündigte Steuerreform führte zum Rücktritt des Wirtschaftsministers und zu Protesten im ganzen Land.

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Bogotá – Bei erneuten gewalttätigen Auseinandersetzungen in Kolumbien, allen voran in der Hauptstadt Bogotá, sind mindestens 46 Menschen verletzt worden. "Was für eine schmerzvolle Nacht. Wir hatten eine brutale Eskalation der Gewalt. 30 Zivilisten und 16 Polizisten wurden verletzt", schrieb Bogotás Bürgermeisterin Claudia López am Mittwoch auf Twitter. Das Metrobussystem Transmilenio funktioniere wegen der angerichteten Zerstörung nur noch eingeschränkt.

"Die Gewalt muss aufhören", schreibt Bogotás Bürgermeisterin Claudia López auf Twitter.

Zusammenstöße in vielen Städten

Laut der kolumbianischen Zeitung "El Espectador" kam es in der Hauptstadt in der Nacht auf Mittwoch wieder zu Zusammenstößen zwischen einer Sondereinheit der Polizei und Demonstranten. Demnach wurden 25 Polizeistationen angegriffen und teilweise angezündet, eine davon mit zehn Polizisten darin. Auch aus anderen wichtigen Städten Kolumbiens wie Medellín und Cali wurden Gewalt, Zerstörung und Chaos in der Nacht des siebenten Protesttages gemeldet.

Bisher waren besonders die Proteste in Cali am Montag von Gewalt überschattet gewesen. Bürgermeister Jorge Iván Ospina bestätigte am Dienstag, dass es fünf Tote und 33 Verletzte gegeben habe. UN und EU zeigten sich alarmiert wegen Berichten über exzessive Polizeigewalt. Die Zeitung "El Tiempo" berichtete unter Berufung auf die nationale Ombudsstelle von nun 24 Todesfällen während der Protesttage.

In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá sind von Dienstag auf Mittwoch 46 Menschen verletzt worden.
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Steuerreform als Auslöser

Die Proteste waren durch einen Vorschlag des Wirtschaftsministers für eine Steuerreform ausgelöst worden, die Bezieher niedriger und mittlerer Einkommen besonders hart getroffen hätte. Die Regierung beabsichtigte, die Untergrenze, ab der Einkommen besteuert werden, auf 2,5 Millionen Pesos (544 Euro) zu senken. Tausende Kolumbianer hatten daraufhin am Mittwoch vergangener Woche ihrem Unmut darüber auf den Straßen Luft gemacht. Der Wirtschaftsminister Alberto Carasquilla, der die Reform angestoßen hatte, trat zurück. Die Proteste gehen dennoch weiter – für Mittwoch wurde zu einem neuen Generalstreik aufgerufen. Die Forderungen umfassen nun auch gesellschaftlichen Wandel und echte Reformen. (APA, dpa, red, 5.5.2021)