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Die fehlende öffentliche Nachverfolgbarkeit davon, wo große Konzerne ihr Geld verdienen und Steuern bezahlen, macht es oft unmöglich zu bewerten, ob Steuersysteme fair sind und gut funktionieren. Das zeigt sich aktuell anhand einer Diskussion, die rund um Praktiken von Amazon entbrannt ist.

Am Dienstag hat der britische Guardian eine Steuererklärung von Amazon in Luxemburg veröffentlicht. Die Gesellschaft dort fungiert als Holding für diverse Amazon-Subgesellschaften in Europa und wickelt für viele Länder das Europageschäft ab, auch für Österreich. Die Pandemie war für den Internetgiganten eine gute Zeit. Die Amazon EU S.a.r.L., wie die Gesellschaft in Luxemburg heißt, hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro gemacht. Im Jahr des pandemiebedingten Onlinebooms waren es 32 Milliarden gewesen.

Trotz diesen enormen Sprunges hat Amazon in Luxemburg keinen Cent an Gewinnsteuern bezahlt. Mehr noch: Amazon meldetet offiziell einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro und bekam sogar eine Steuergutschrift. Prompt meldeten sich Kritiker zu Wort, neben der NGO Attac auch diverse Steuerexpertinnen. Illegales Handeln wirft Amazon niemand vor, wohl aber, dass der Konzern mittels legaler Steuertricks wieder einmal seine Steuerverpflichtungen ins Bodenlose drückt. Mangels ausreichender Transparenz lässt sich das aber kaum feststellen. "Allein die Zahlen über die Steuerleistungen von Amazon in Luxemburg sagen relativ wenig aus", meint der Wiener Steuerberater Gottfried Schellmann, ein Experte für internationale Steuerfragen.

Amazon hat in der Vergangenheit sein gesamtes Europageschäft über Luxemburg abgewickelt, aber inzwischen in Ländern wie Deutschland, Spanien, Italien und dem Vereinigten Königreich große lokale Tochtergesellschaften aufgebaut. Ob der Konzern vielleicht dort Steuern zahlt, bleibt ein Geheimnis. Die Bilanz der Gesellschaft in Luxemburg verrät dazu nichts.

Wo Amazon wirklich verdient

Etwas mehr Informationen finden sich in dem Geschäftsbericht, den Amazon bei der US-Börsenaufsicht SEC für 2020 eingereicht hat. Dieser zeigt, wo Amazon sein Geld verdient. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr 22,9 Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht. Die Gewinn-Cashcow ist dabei aber nicht der Onlinehandel. Allein 13,5 Milliarden Profit machte Amazon mit seinem Cloud-Computing-Geschäft. Die digitalen Dienstleistungen werden nicht von Europa aus angeboten. Die zweite große Cashcow ist für Amazon das US-Geschäft. Hier wird auch das Geschäft mit den Streaming-Diensten verbucht.

Im internationalen Geschäft, übrig bleiben nur mehr klassische Dienste der Handelsplattform, machte Amazon unterm Strich gerade mal etwas mehr als 700 Millionen Dollar plus. Wo dieser Gewinn erzielt wurde, gibt Amazon nicht bekannt, so lässt sich das Europageschäft nicht weiter analysieren.

In der EU ist geplant, dass große Unternehmen künftig ihre Geschäftskennzahlen zu jedem einzelnen Land veröffentlichen müssen. Derzeit wird dazu verhandelt. (András Szigetvari, 6.5.2021)