Polizeibeamte an der Stelle, wo die beiden Opfer aufgefunden wurden.

Foto: APA/Barbara Gindl

Die beiden toten Frauen wurden bei einem Einfamilienhaus in Wals am Rande der Stadt Salzburg gefunden.

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Wals-Siezenheim– Ein 51-jähriger Salzburger hat in Wals-Siezenheim im Salzburger Flachgau seine ehemalige Lebensgefährtin (50) und ihre Mutter (76) erschossen. Danach ist der Mann mit dem Auto geflüchtet. Er nahm noch in der Nacht selbst über Notruf mit der Polizei Kontakt auf. In den Morgenstunden wurde er auf einem Campingplatz in Abersee am Wolfgangsee festgenommen.

Die Tat dürfte sich kurz vor Mitternacht beim Einfamilienhaus der beiden Frauen in der Stadtrandgemeinde ereignet haben. Der Mann aus der Stadt Salzburg suchte seine frühere Lebensgefährtin auf. Dabei kam es zu einem Streit, der so laut wurde, dass Nachbarn den Lärm hörten und die Polizei verständigten. Danach vernahmen sie auch noch Schüsse und sahen, wie der Mann zu Fuß flüchtete.

Beim Eintreffen der Polizei entdeckten die Beamten die beiden toten Frauen im Eingangsbereich des Hauses. Da zunächst nicht klar war, wohin der Täter verschwunden war, wurde die Nachbarschaft und auch ein Haus abgesucht. Allerdings ohne Erfolg.

Zwei Schusswaffen sichergestellt

Noch in der Nacht nahm der Beschuldigte telefonischen Kontakt mit einer Bekannten auf, gestand dieser in einer Sprachnachricht die Tat und kündigte seinen Suizid an. Kurze Zeit später meldete sich der mutmaßliche Täter dann via Notruf bei der Polizei. Auch der Polizei sagte der 51-Jährige, er sei mit zwei Faustfeuerwaffen bewaffnet und wolle sich das Leben nehmen.

Im Verlauf des Gesprächs versuchten die Polizisten, den Mann zur Aufgabe zu überreden. In Abersee, zwischen St. Gilgen und Strobel am Wolfgangsee, hat sich der 51-Jährige schließlich um 4.30 Uhr auf einem Campingplatz gestellt. Er wurde in den Morgenstunden festgenommen, die zwei Schusswaffen, die er legal besaß, wurden sichergestellt. Der Mann war Berufsdetektiv. Ob er diesen Beruf aber aktuell noch ausgeübt hat, war vorerst nicht bekannt.

Verdächtiger hat Geständnis abgelegt

"In seiner Einvernahme hat der Tatverdächtige ein Geständnis zum Tatablauf abgelegt. Zum Motiv hat er keine Angaben gemacht", sagte Polizeisprecher Hans Wolfsgruber auf Anfrage des STANDARD. Ob der Mann schon gewalttätig gegenüber Frauen und auch seiner Ex-Partnerin geworden ist, werde derzeit noch überprüft, sagte Wolfsgruber. Eine Wegweisung oder ein aufrechtes Betretungsverbot war der Polizei am Donnerstagnachmittag nicht bekannt. Der Mann sei aber jedenfalls amtsbekannt, aber das rühre auch daher, dass er als Detektiv gearbeitet habe und so oft polizeilich aufgefallen sei.

Elf Frauen in Österreich getötet

Es sind der zehnte und elfte Femizid in diesem Jahr in Österreich. Fünf weitere Frauen sind dem Tod nur knapp entkommen. Österreich ist das einzige Land innerhalb der EU, in dem es mehr weibliche als männliche Mordopfer gibt. Im Jahr 2014 wurden österreichweit noch 19 Frauen getötet, bis 2019 verdoppelte sich die Zahl auf 39. Nach der letzten Tötung einer Frau in Wien, bei der der mutmaßliche Täter der sogenannte Bierwirt gewesen sein soll, reagierte die Politik. Die Regierung hat nach einem Gipfeltreffen Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen und zusätzliche Mittel angekündigt. Vertreterinnen von Gewaltschutzeinrichtungen kritisierten das Paket.

Nur 1,5 Stunden für runden Tisch

Der Österreichische Frauenring sieht in dem Paket "Ankündigungspolitik" und "Pseudomaßnahmen". "Wir sind erschüttert und betroffen über den Doppelmord an zwei Frauen heute Nacht in Salzburg", sagte die Vorsitzende Klaudia Frieben zur aktuellen Tat. "Gleichzeitig sind wir fassungslos, dass die Regierung die Dramatik nicht erkennt, sonst würde sie nächste Woche nicht zu einem runden Tisch einladen, der nur für 1,5 Stunden angesetzt ist", kritisiert Frieben.

Nach der aktuellen Tat in Salzburg reagierte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Auf Twitter schrieb er, er sei "erschüttert. Ich sage ganz klar: Jede Frau muss in Österreich sicher leben können. Gewalt an Frauen hat keinen Platz in unserer Gesellschaft."

Die SPÖ forderte die Einrichtung eines ständigen Krisenstabes von Frauen-, Innen- und Justizministerium sowie im Gewaltschutz tätigen Organisationen. "Viele dieser Morde hätten verhindert werden können, wenn die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Opferschutzeinrichtungen und der Datenaustausch über Gefährder besser funktioniert hätten", sagte auch SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner.

Ab dem Kindergarten

"Frauen haben es satt, Angst zu haben, sei es nun in der Partnerschaft oder am Heimweg in der Nacht. Sie wollen nicht mehr das Opfer sein, das sich Hilfe suchen muss. Wir haben eindeutig ein Problem mit Männergewalt – und das müssen wir auch klar als solches identifizieren und benennen", sagte Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. "Genau hier müssen wir ansetzen. Wir müssen das Problem an der Wurzel packen, bevor etwas passiert."

Gewaltprävention müsse bereits ab dem Kindergarten zum Einsatz kommen. "Den respektvollen Umgang miteinander und die Gleichstellung von Mann und Frau müssen schon die Kleinsten verinnerlichen. Wir Neos fordern daher frühzeitige und umfassende Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen von Anfang an."

Spontane Kundgebung in Salzburg

Die Salzburger Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (Neos) kündigt Maßnahmen an. Sie will Präventionsbeamtinnen in jeder Salzburger Polizeiinspektion und eine Fußfessel für Männer mit einem Annäherungsverbot, wie in Spanien und Frankreich.

Auch die Zivilgesellschaft reagiert auf den gewaltsamen Tod der zwei Frauen in Salzburg. Das Bündnis Solidarisches Salzburg hat für Donnerstagabend um 18 Uhr zu einer spontanen Protestkundgebung in Salzburg aufgerufen. "Die Politik schaut weg und unternimmt zu wenig, um die patriarchale Gewalt in unserer Gesellschaft zu stoppen", hieß es in dem Appell. Die Route der Demonstration wird vom Salzburger Hauptbahnhof zum Alten Markt führen. (Stefanie Ruep, APA, red, 6.5.2021)