Nicht nur in Schanigärten, sondern auch in Innenräumen werden Gäste ab 19. Mai in Wien wieder bewirtet. Die Stadt folgt damit den Lockerungsplänen des Bundes. Bei den Themen Sicherheitskonzept und Sperrstunde sieht Stadtchef Michael Ludwig noch Gesprächsbedarf.

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Trotz vorhergehender Skepsis gegenüber den Plänen des Bundes hat sich auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dazu entschlossen, die weitreichenden Öffnungspläne der Bundesregierung mitzutragen. Er präsentierte die Lockerungen gemeinsam mit Vizestadtchef Christoph Wiederkehr (Neos).

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Der Plan der Bundesregierung sieht angesichts sinkender Corona-Neuinfektionszahlen weitreichende Öffnungsschritte ab 19. Mai vor: So sollen mit Sicherheitsmaßnahmen Gasthäuser und Cafés wieder drinnen und draußen geöffnet werden, Sport- und Kulturveranstaltungen outdoor wie indoor wieder stattfinden können und Hotels sowie Freizeitbetriebe wie Bäder und Thermen wieder aufsperren.

Das ist seit längerem bekannt. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich allerdings skeptisch und verwies auf einen "Mittelweg": Der Wunsch nach Öffnungen müsse mit der Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung kombiniert werden. Das deutete auf eine schrittweise Öffnung von Bereichen hin. Am Donnerstagnachmittag gab der Stadtchef nach einer Videokonferenz mit Experten allerdings bekannt, den Lockerungsplänen des Bundes zu folgen – und ebenfalls Gastronomie (indoor wie outdoor), Hotels, Kultur und Sport mit 19. Mai zu öffnen.

  • Gastronomie: Hier sehen die Pläne des Bundes vor, dass eine Gästegruppe in Innenräumen maximal vier Personen plus Kinder umfassen kann, in Schanigärten sind es maximal zehn. Konsumation an der Bar ist nicht erlaubt. Als Sperrstunde ist vom Bund 22 Uhr geplant. Mitarbeiter und Gäste müssen abseits des Tisches FFP2-Masken tragen. Abgesagt werden wegen der umfassenden Gastro-Öffnung in Wien, die auch Innenräume umfasst, die geplanten öffentlichen Schanigärten. "Die Frage nach einem Zusatzangebot hat sich erübrigt", sagte Ludwig.
  • Kultur: Es gibt FFP2-Masken-Pflicht, Eintrittstests und Registrierungspflicht. Outdoor sind maximal 3.000 Gäste möglich, in Innenräumen beträgt die Höchstzahl 1.500. Ohne zugewiesene Sitzplätze beträgt die Höchstzahl drinnen wie draußen 50. Außerhalb der zugewiesenen Sitzplätze muss ein Zwei-Meter-Abstand gewährleistet sein.
  • Hotels: Auch hier gilt wie bei Kulturevents: Masken, Tests, Registrierung, Zwei-Meter-Abstand. Auch für die Hotel-Gastro gilt Sperrstunde 22 Uhr.
  • Sport: FFP2-Maske, Tests, Registrierung. Auch indoor sind Kontaktsportarten wie Fußball wieder erlaubt. Während des Sports gelten Maskenpflicht und Mindestabstand nicht. Draußen ist bei Kontakt- und Mannschaftssport ebenfalls ein Test vorzuweisen.
  • Schule: Alle Schulen wechseln laut Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von den Neos wie im Rest Österreichs am 17. Mai in den normalen Präsenzunterricht.

  • Bäder: Wiens Bäder sperren mit Präventionskonzept am 19. Mai auf. Eintrittstests sind noch "in Diskussion", so Wiederkehr.


Stadtchef Ludwig betonte bei der Pressekonferenz mit Wiederkehr am Donnerstag allerdings auch, dass er bisher erst die "allgemeinen Eckpunkte" des Bundes kenne – nicht aber den Verordnungstext. So sei die geplante Sperrstunde um 22 Uhr etwa für die Gastro ebenfalls noch "in Diskussion". Er trete jedenfalls für "strenge Kontrollen" in den bald gelockerten Bereichen ein. Angesichts der aggressiven britischen Coronavirus-Mutation müssten zudem die Sicherheitskonzepte etwa bei Kulturevents angepasst werden.

Die weitreichenden Öffnungsschritte erklärte Ludwig damit, dass sich die Neuinfektionszahlen in Wien besser entwickelt hätten, als die Prognosen vorhergesagt haben. "Die strengen Maßnahmen haben gefruchtet." So befand sich Wien vom 1. April bis zum 3. Mai in einem harten Lockdown – der sogenannten Osterruhe, die deutlich länger als ursprünglich angekündigt ausfiel. Laut Ludwig habe sich aber auch "die Situation in den Spitälern entspannt". Zum Höhepunkt der dritten Welle wurden in Wien 245 Covid-Intensivpatientinnen und -patienten registriert. Am Donnerstag waren es 169.

Ludwig meinte aber auch, dass der Spielraum im Bereich Intensivbetten ein enger sei. Der Stadtchef kündigte daher eine weitere Videokonferenz mit Experten in zwei Wochen an, um die Entwicklung erneut zu evaluieren. Die Situation sei eine, "die man im Auge halten muss". Die vereinbarten Öffnungen seien laut Ludwig jedenfalls auch ein "Zugeständnis an viele Betriebe".

Tägliche Besuche in Heimen

Weitere bundesweite Öffnungsschritte wurden ebenfalls am Donnerstag fixiert: So sind in Alten- und Pflegeheimen ab 19. Mai wieder tägliche Besuche im kleinen Kreis erlaubt, wie es aus dem Gesundheitsministerium hieß. Zu den konkreten Regelungen gebe es noch "finale Abstimmungen". Aktuell sind nur bis zu vier Besuche mit maximal zwei Personen pro Woche erlaubt. Wie berichtet wurde das Coronavirus in den Heimen dank der teilweisen Durchimpfung der Bewohnerinnen und Bewohner weitgehend zurückgedrängt: Am Donnerstag gab es österreichweit nur noch genau 100 infizierte Heimbewohner. In Tirol, Vorarlberg und Salzburg gab es keinen einzigen aktiven Corona-Fall mehr, im Burgenland waren es fünf.

Das Burgenland leuchtet als vorerst einziges Bundesland auch wieder orange – zumindest wenn es nach den Empfehlungen der Corona-Ampel-Kommission geht. Seit Ende März war Österreich durchgehend rot gefärbt. Die Zurückstufung auf Orange für das Burgenland wird damit erklärt, dass das Land über einen längeren Zeitraum sowohl bei der reinen Fallzahl für die Sieben-Tage-Inzidenz als auch bei der risikoadjustierten Inzidenz unter dem Schwellenwert von 100 Infizierten pro 100.000 Einwohner liegt. (David Krutzler, Lara Hagen, 6.5.2021)