Für Foodies und Trendscouts gibt es derzeit ein untrügliches Zeichen: Wenn sich vor einem Lokal lange Menschenschlangen bilden und die Leute das Abgeholte noch vor dem ersten Bissen oder Schluck ausführlich mit dem Handy dokumentieren, dann gibt es dort Streetfood, um das soeben ein kleiner Hype entsteht.

Auf Instagram und Tiktok das neue "Statussymbol" der Teens: Bubble-Tea-Becher, wie hier aus dem Ichiban im dritten Bezirk.
Foto: Chiara Lapper / @schlappereats

Anstehen heißt es dieser Tage zum Beispiel in der Krugerstraße und in der Goldschmiedgasse, beides in der Wiener Innenstadt, oder in der Ungargasse im dritten Bezirk (siehe unten). Überall dort gibt es Bubble-Tea. Dass um den ein ordentliches Griss herrscht, wird ein wenig ältere Semester sachte verwundern. Denn der aus Asien stammende, wie ein Milchshake aufgeschäumte und mit Sirup und Tapiokaperlen (ihrerseits mit süßer Flüssigkeit gefüllt) versetzte Schwarz- oder Grüntee galt schon vor zehn Jahren als Hipstergetränk der Stadt. Mehrere Filialen eröffneten, die Zeitungen druckten Schlagzeilen wie: "Bubble-Tea überschwemmt die Innenstädte". Nach knapp zwei Saisonen war der Hype vorbei. Warum nun dieses Revival?

Ohne Konservierungsstoffe

Jacky, 22-jähriger Geschäftsführer und Gründer von Tea Plus, einer der neuen Bubble-Tea-Anlaufstelle in Wien, sagt: "Unsere Zielgruppe ist zwischen 14 und 20 Jahren alt. Die meisten können sich gar nicht an den Trend vor ein paar Jahren erinnern. Für sie ist Bubble-Tea etwas völlig Neues." Tatsächlich ist Bubble-Tea ein typisches Ding von Jugendlichen: bunt, süß, blubbernd. Sobald man einen Schluck nimmt, gluckert und schäumt es, verändern sich die Farben. Es wird also nicht fad, während man den Teesirup durch einen Trinkhalm aufsaugt.

Trotzdem gibt es beim Revival einen grundlegenden Unterschied: Diesmal wird weitgehend auf Farb- und Konservierungsstoffe verzichtet. Mit gutem Grund. 2012 riss die Erfolgswelle des Bubble-Teas im deutschen Sprachraum jäh ab, nachdem immer mehr Medien über die reichlich ungesunden und teils sogar krebserregenden Zusatzstoffe berichteten. Süß und hochkalorisch bleibt der Tee aus Taiwan natürlich nach wie vor – auch wenn er mittlerweile in verschiedenen Süßegraden und wahlweise sogar mit Biozutaten oder als vegane Variante angeboten wird.

Selbstgewuzelte Perlen

Im Tea Plus in der Wiener Innenstadt wuzeln die Gründer Jacky und Kimmi ihre Perlen aus der Stärke der Maniokwurzel (Tapioka) sogar selbst per Hand. Boba-Perlen, die aus dem künstlichem Geliermittel Alginat hergestellt werden, kommen den beiden Cousins nicht ins Gebräu.

2018 reisten sie für drei Monate durch China, um Tee zu trinken und den Hintergrund des Getränks besser zu verstehen. Zurück in Wien eröffneten sie ihre erste Tea-Plus-Filiale. Mit Erfolg: Nach Filialen im ersten und sechsten Bezirk sperren demnächst in der Milleniumcity und in Shopping City Süd zwei neue Niederlassungen auf. Sie sind nicht die Einzigen, die derzeit im Bubble-Tea-Milieu expandieren: Mit dem Tee Amo hat ein deutscher Anbieter erst kürzlich seine erste Österreich-Niederlassung in Wien aufgemacht; das Ichiban hat sich vom kleinen Geheimtipp im dritten Bezirk auf mittlerweile vier Dependancen ausgeweitet.

Tea Plus zeigt die Zubereitung eines Bubble-Teas im 6-Liter-Glas. Auf Tiktok ging das Video viral.

Erfolgstriebfeder Tiktok

Obwohl "Milk", die mit Kondens- oder Sojamilch gesüßte Variante, der Bestseller ist, treffen auch Erdbeere, Mango oder die eher abenteuerlich anmutenden Sorten "Oreo-Keks", "Dango Cheesy Matcha" und "Tropischer Früchtetee mit Rainbow Jelly" den Geschmack der vorwiegend jugendlichen Zielgruppe.

Diese erreicht man mit dem knallbunten Trendgetränk vor allem über Social Media, in erster Linie über das Videoportal Tiktok. "Eines unserer Videos über die Zubereitung eines Sechs-Liter-Bubble-Tees ging viral und hatte unglaubliche 5,8 Millionen Zuseher", sagt Jackie. Dank dieses Clips hat das Tea Plus derzeit rund 95.100 Follower auf Tiktok, einige davon sind zu Stammkunden mutiert. Und das Ichiban zählt ebenfalls recht beachtliche 11.500 Fans.

Auch Kundin Chiara Lapper wurde über die Kurzclips darauf aufmerksam, dass Bubble-Tea nun Wien erobert: "Ich kannte ihn bislang nur aus meiner ehemaligen Heimat Singapur – aber der schmeckt frappant ähnlich." (Nina Wessely, 7.5.2021)

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