Stillleben aus einem ORF-Managerbüro.

Foto: APA/HANS PUNZ

Der im August zu bestellende Generaldirektor des ORF ist die Schlüsselposition in Österreichs größtem Medienkonzern mit einer Milliarde Umsatz pro Jahr, kein anderer nimmt auch nur halb so viel ein. Doch mit dem einen Schlüsseljob sind auch gleich bis zu 13 für Direktorinnen und Direktoren zu besetzen. Und dann diesmal auch noch um dutzende Spitzenpositionen mehr. Vor allem um die Führung einer erstmals vereinigten ORF-Information in Fernsehen, Radio und Online.

Wie kann man in einer so großen Job-Rotation im ORF bleiben, was man ist, oder vielleicht ein bisschen mehr werden (oder bekommen)? Eine etwas eigenartig wirkende, aber über Jahrzehnte immer wieder erprobte Strategie: mit Andeutungen einer Kandidatur für die ORF-Führung. Thomas Prantner zum Beispiel, ehemaliger Onlinedirektor und nun Technikvize, soll laut Profil wieder einmal mit dieser Möglichkeit liebäugeln und intern etwa auf freiheitliche Stimmen verweisen. Die Botschaft wohl: Wer die für eine Bestellung oder Wiederwahl braucht, könnte sie gegen eine Führungsfunktion für diesen Bewerber (und dessen Doch-nicht-Bewerbung) tauschen.

Forcierte Fantasie vor ORF-Wahlen

Diese Strategie könnten diesmal auch Programmdirektorin Kathrin Zechner oder ORF-3-Chef Peter Schöber versuchen – darüber wird jedenfalls in höheren Etagen des ORF spekuliert.

Aber was wird in Vorwahlzeiten forcierter Fantasie auf dem Küniglberg nicht alles spekuliert? Eine unabhängig-bürgerliche Betriebsrätin und Stiftungsrätin könnte zur Finanzdirektorin aufrücken. Nach dem Corporate Governance Kodex könnte sie dann bei der Generalswahl nicht mitstimmen.

Richard Grasl, 2016 bürgerlicher Gegenkandidat von Alexander Wrabetz und heute in der Kurier-Chefredaktion, könnte als Generalsekretär oder Newsroom-Chefredakteur auf den Küniglberg zurückkehren. Und Public-Affairs-Stabsstellenleiterin Christine Lackner sei bis Juli in Bildungskarenz gegangen, um für Kurier-Chefredakteurin Martina Salomon eine ORF-Bewerbung zu schreiben. Alle Genannten haben abgewunken.

Die zuletzt von Profil als Generalsmöglichkeiten von außen genannten Thomas Arnoldner und Günther Helm müssten mit ihren aktuellen CEO-Jobs bei A1 beziehungsweise dem deutschen Handelskonzern Müller zumindest auf zwei Drittel ihrer Bezüge verzichten.

Stiftungsräte nennen im Gespräch über mögliche Kandidaten von außen etwa Matthias Settele (TV Markiza, Slowakei) oder auch Produzent Oliver Auspitz (MR Film), der auch Mitgliedern des ORF-Aufsichtsorgans in den vergangenen Monaten mit viel Interviewpräsenz auffiel.

Direktoren, Landesdirektoren und die mächtigste Chefredaktion

Bis zu vier Direktorinnen und Direktoren bestellt der ORF-Stiftungsrat im September – die Channel-Manager von ORF 2 und ORF 1 Alexander Hofer und Lisa Totzauer dürften dabei sein. Bleibt Alexander Wrabetz ORF-General, könnte Roland Weißmann zum Finanzdirektor aufrücken, stets eine gewichtige Funktion im ORF-Direktorium, Martin Radjaby (früher Ö3, Jung von Matt, Erste) wird etwa als grüne Möglichkeit für das Direktorium gehandelt. Ebenfalls im Herbst sind die Landesdirektionen zu besetzen, Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol etwa voraussichtlich neu. Und danach werden für den multimedialen Newsroom Chefredaktion und Ressortleitungen ausgeschrieben. (fid, 7.5.2021)