Trump kam auch in Österreich gut an.

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Ich gebe es ja zu, dass ich ihn manchmal vermisse. Wie eine alte Liebe, die man nur schwer vergisst. Nicht wegen seiner Politik, um Himmels willen. Die Politik war eine einzige Katastrophe. Den Armen nehmen, die Kranken und Schwachen verhöhnen, Nazi-Rednecks den Bauch pinseln und so flott wie möglich die Rahmenbedingungen schaffen, unter denen alle US-Plutokraten noch einmal steuerfrei absahnen können, ehe sie sich mit ihren Raketen endgültig Richtung Mars davonmachen.

Nein, der, den ich vermisse, ist der Jahrhundertkomiker Donald Trump, der Mann, der die Politik von jedem Anschein von Anstand und Gemeinsinn entkleidet und in zynischer Nacktheit vorgeführt hat. Und dies auf eine pervers amüsante, entlarvende und ansteckende Weise. Er war ein singendes, springendes Brünnlein für die Late-Night-Hosts, ein Freudenbringer für die Kolumnisten, eine Gottesgabe für alle Cartoonisten.

Natürlich kam Trump auch in Österreich gut an, wo es politisch gesehen traditionell wenig zu lachen gibt. Der einzig gute Witz, den etwa Kurz je gemacht hat, war der mit dem Mittagessen im Altersheim ("Jo? Jo?"): So lustig wurde geheuchelte Anteilnahme in der Geschichte der abendländischen Regierungskunst selten dargeboten. Ansonsten aber: tote Slim-Fit-Hose. Überhaupt vermittelt die Regierung, abgesehen von Kogler, den Eindruck einer völlig schmähbefreiten Partie, die zum Lachen erst einmal in den Ballhausplatzkeller hinuntersteigen muss.

Jämmerlich und voller Zweifel

Doch zurück zu Trump. Den wollte ich mir vor ein paar Tagen zu meiner Erbauung und Erheiterung wieder einmal geben. Dabei stieß ich auf ein trostloses Video, das Donald, wie einen Entertainer, der auf seinen alten Tage noch tingeln muss, auf einer Bühne seines Mar-a-Lago-Paradieses zeigt. Vor einem schütteren Publikum, das ihm mit einem halben Ohr zuhört und sparsam applaudiert, lamentiert Trump über den Tort, der ihm bei den Wahlen angetan wurde, und schwadroniert über bevorstehende Auszählungstriumphe.

Die Show ist jämmerlich und lässt schwere Zweifel daran aufkommen, dass dieser Inbegriff eines orangen alten Mannes 2024 der Welt noch einmal einen Haxen ausreißen könnte. Wenn die Macht weg ist, ist auch der Schmäh weg. Ein Glück für ihn, dass sich wenigstens ein Posten in einem russischen Aufsichtsrat immer noch ausgehen würde. (Christoph Winder, 10.5.2021)