Bei sehr kleinen Wohnungen wird es auch mit der Möblierung schwierig.

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Vor gut zwei Jahren regte sich Unmut in Graz: Der Trend zu ganzen Projekten mit sehr kleinen Wohnungen, die meist von Anlegerinnen und Anlegern gekauft und dann vermietet werden, hatte auch die Murmetropole erreicht. Besonders in Stadtentwicklungsgebieten wie Reininghaus oder dem Brauquartier Puntigam wurden die Grundrisse geschrumpft, um möglichst viel Wohnen auf möglichst wenigen Quadratmetern unterzubringen.

Teilweise lagen die Wohnungsgrößen bei solchen Mikrowohnungen bei nur 24 Quadratmetern. Erlaubt sind solche Wohnungsgrößen nicht in allen Bundesländern, in der Steiermark aber schon: In der Bauordnung der Grünen Mark ist nämlich keine Mindestwohnungsgröße festgelegt. Bei der Stadt gab es damals Bedenken, ob diese Projekte sozial nachhaltig sind. In den entstehenden Vierteln wurde auch eine höhere Fluktuation befürchtet, weil so kleine Wohnungen ja nur in ein ganz bestimmtes Lebenskonzept passen.

Auch Vier-Zimmer-Wohnungen

"Wir haben keine Freude, wenn eine hohe Konzentration an solchen Wohnungen in peripheren Lagen und mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Verkehr entsteht", sagt der Grazer Stadtplanungsdirektor Bertram Werle heute zu den Mikrowohnungen. "Da sehen wir Probleme, auch im sozialen Bereich." Der Mix an unterschiedlichen Wohnungsgrößen habe sich aber zwischenzeitlich bei Neubauprojekten verbessert, ganze Anlagen mit überwiegend Mikrowohnungen gebe es keine. Und besonders Genossenschaften hätten oft auch attraktive Angebote mit Vier-Zimmer-Wohnungen.

Bei der Bauträgerdatenbank Exploreal hat man Neubauprojekte in ganz Österreich am Schirm. In Graz ist der Anteil von Wohnungen unter 50 Quadratmetern recht hoch und schwankt von Jahr zu Jahr, wie Geschäftsführer Alexander Bosak dem STANDARD berichtet. Dass die Anzahl kleiner Wohnungen abnimmt, sei derzeit als Trend noch nicht erkennbar. In Zahlen sieht das so aus: Fast 37 Prozent der Wohnungen, die in Graz heuer fertig werden, sind unter 50 Quadratmeter groß. 2022 dürften es um die 40 Prozent sein. Dafür ist aber auch eine Zunahme von Wohnungen zwischen 90 und 105 Quadratmetern bemerkbar.

Wohnungen möblieren

Der Trend dahin, dass Wohnungen schrumpfen, lässt sich trotzdem nicht negieren. Teilweise werde es angesichts solcher Grundrisse schon herausfordernd, die Wohnung zu möblieren, so Werle. Als Grund dafür sieht der Stadtplanungsdirektor, dass "alles optimiert wird". Darauf könne man entweder mit gesetzlichen Änderungen reagieren – oder indem man Außenräumen mehr Bedeutung beimisst. Dabei geht es ihm einerseits um die Grünflächen, die Wohnanlagen zugeordnet sind, aber auch den öffentlichen Raum, der beispielsweise durch Baumpflanzungen attraktiver gestaltet werden kann. Diese Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität werden, so Werle, "hervorragend angenommen". (zof, 13.5.2021)