Es bräuchte eine einfache und gesellschaftlich akzeptierte Lösung, potenziellen Gewalttätern einen Schuss vor den Bug zu verpassen, bevor die Situation eskaliert, sagt Barbara Oberrauter-Zabransky, Cousine eines Opfers, im Gastkommentar.

"Jetzt ist schon wieder was passiert", würde Wolf Haas schreiben. Schon wieder wurde eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet, diesmal gleich im Zweierpack: Gemeinsam mit ihrer Mutter wurde eine 50-Jährige im Flachgau von ihrem ehemaligen Lebensgefährten erschossen. Der Mann stellte sich wenige Stunden später.

Auch der Mann, der meine Cousine Anfang März in Wien-Alsergrund geschlagen, gewürgt und angezündet hat, hat sich wegen "zu großen Fahndungsdrucks" gestellt. Will heißen: Aus Angst, dass einen die Polizei irgendwann erwischt, stellt man sich lieber selbst.

Landauf, landab wird derzeit nicht nur gerätselt, was die erhöhte Männergewalt auslöst, sondern auch, wie man(n) sie verhindern kann. Mehr Geld für Einrichtungen, die Frauen schützen sollen, wird gefordert, ebenso wie Aufklärung, dass Männer auch Gefühle haben dürfen, die nichts mit Wut, Hass oder Gewalt zu tun haben.

Demonstration für das Ende der Gewalt gegen Frauen.
Foto: imago images/Christian Mang

Viele befürchten allerdings, dass diesen schönen Worten nur wenige Taten und noch weniger Geld folgen wird – bis der nächste Frauenmord alles hochkochen lässt.

Dabei wäre die Lösung doch so einfach: Führt endlich einen Panic-Button für Frauen ein! Wenn meine Oma in ihrer Wohnung stürzt und nicht mehr hochkommt, hat sie einen großen roten Knopf am Handgelenk, der Hilfe holt. Wenn meine Freundin in der U-Bahn sitzt und plötzlich die Funken fliegen sieht, hat sie den Notstopp. Wenn meine Chefin mit dem Auto in einen Stau hineinfährt, hat sie den Warnblinker. Nur bedrohte Frauen, die haben gar nichts dergleichen.

Zu wenige gehen zur Polizei

Stattdessen müssen sie mit Sack und Pack ins Frauenhaus ziehen, wenn es zu arg wird – hämische Kommentare der Nachbarschaft inklusive. Oder sie fliehen zu ihrer Verwandtschaft, das ist sozial immerhin noch anerkannt. Nur kann man der eigenen Mutter jetzt auch nicht mehr versichern, dass ihr deswegen nichts mehr passiert. Manche – noch immer zu wenige! – wenden sich auch an die Polizei, mit durchwachsenen Resultaten.

Das alles braucht Kraft, Mut und Entschlossenheit – Eigenschaften, die Frauen in Krisensituationen nicht immer aufbringen (können). Fühlen, dass etwas nicht stimmt und Gefahr im Verzug ist, tun sie allerdings. Nur bräuchte es eine einfache und gesellschaftlich akzeptierte Lösung, dieses Gefühl auch auszudrücken und potenziellen Gewalttätern einen Schuss vor den Bug zu verpassen, bevor die Situation eskaliert. Einen Panic-Button eben.

Ich werde mal bei meiner Oma nachschauen, ob sie irgendwo noch ein Alarm-Armband rumliegen hat. (Barbara Oberrauter-Zabransky, 8.5.2021)