Unter normalen Umständen würde der "Tag der Freude" am Heldenplatz gefeiert, wo früher Burschenschafter ihr revisionistisches "Totengedenken" abgehalten haben.

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Wien – Zum neunten Mal begeht Österreich am Samstag den "Tag der Freude", um die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus durch die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zu feiern. Der Tag war als Gegenkonzept zum revisionistischen "Totengedenken" rechtsextremer Kräfte eingeführt worden.

Zu diesem Anlass verkündet Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) eine schon im türkis-grünen Regierungsprogramm verankerte Maßnahme. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) bekommt zusätzliche Ressourcen für die Einrichtung einer Forschungsstelle über Rechtsextremismus und Antisemitismus. "Die neue Forschungsstelle erhält damit die Ressourcen für eine fundierte mehrsprachige Beobachtung und Beforschung migrantischer Rechtsextremismen aber auch des österreichischen Rechtsextremismus und Antisemitismus", heißt es in einer Aussendung des Bildungsministeriums.

Kurz: Sind Opfern "auf immer verpflichtet"

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erinnerten in Fernsehansprachen an die historische Verantwortung Österreichs. "Die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus ist eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte" und das dunkelste für Österreich, sagte Kurz. Den Opfern und ihren Nachkommen gegenüber "sind wir auf immer verpflichtet".

Kurz erinnerte daran, dass der Antisemitismus nicht verschwunden ist. "Unser entschlossenes Ziel muss es daher sein, dass sich unsere jüdischen Mitbürger überall sicher fühlen", sagte der Kanzler. Das ende aber nicht an den Landesgrenzen, sondern gelte auch für den Staat Israel.

Kogler erinnerte an die Verdienste jener Menschen, die Widerstand geleistet haben. Wer wisse heute schon, wie er damals gehandelt habe – "umso größer sollte unser Respekt sein für alle Menschen, die sich gegen den Nationalsozialismus zur Wehr gesetzt haben". "Nie wieder" müsse auch tatsächlich "Nie wieder" bedeuten – "ich bin aber zuversichtlich, dass uns das gelingen wird, dieses Motto zu befolgen", sagte der Vizekanzler.

Anerkennung für Widerstandskämpfer

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Parteigeschäftsführer Christian Deutsch mahnen, "die demokratischen Grundpfeiler Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit zu stärken, um dem gemeinsamen Anspruch 'Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg' neue Kraft zu verleihen".

Die grüne Nationalratsabgeordnete und Sprecherin für Gedenkpolitik Eva Blimlinger erklärt: "Den Opfern und dem Widerstand soll heute auf besondere Weise gedacht werden, denn nach wie vor sind wir vor rassistischen und extremistischen Tendenzen nicht gefeit." Dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten gelte historische Anerkennung.

FPÖ-Gedenken an "Gefallene" und "Aufbaugeneration"

Auch FPÖ-Chef Norbert Hofer verschickte eine Aussendung, schaffte es aber, die Shoah mit keinem Wort zu erwähnen. Er erinnere "an die Gräuel des Krieges", die "Vorkommnisse" im Zweiten Weltkrieg habe "so viel Leid und Elend über die Bevölkerung gebracht" und dürften sich nicht wiederholen. Er begehe den 8. Mai "in stillem Gedenken an die Gefallenen des Krieges und im Dank an die Generation, die Österreich nach dem Krieg aufgebaut hat". (red, 8.5.2021)