
Khorchide glaubt, es brauche innerislamisch mehr Diskurs über den religiösen Status des Kopftuchs.
Bonn – Der österreichische Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide fordert eine stärkere Kopftuch-Diskussion unter Muslimen. "Ich möchte am Beispiel eines Ergebnisses der Studie 'Muslimisches Leben in Deutschland' die dringliche Notwendigkeit eines stärkeren innerislamischen Diskurses über das Thema Kopftuch aufzeigen", schrieb der an der deutschen Universität Münster lehrende Wissenschafter laut Kathpress in einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post" (Wochenendausgabe).
Demnach, so Khorchide, würden 88,6 Prozent derer, die ein Kopftuch tragen, darin eine religiöse Pflicht sehen, während 76,6 Prozent derer, die es nicht tragen, darin keine religiöse Pflicht sehen. In muslimischen Medien allerdings werde dieses Ergebnis bisher nicht thematisiert, sondern ein anderes: 34,5 Prozent tragen kein Kopftuch, weil sie Nachteile in Schule, Ausbildung oder Arbeit befürchten.
Innerislamischer Diskurs gefordert
Daraus leitet Khorchide die Frage ab: "Warum wird jedoch nur dieses zuletzt erwähnte Ergebnis rezipiert, das die Benachteiligung unterstreichen will, aber das andere völlig verdrängt, wonach es innermuslimisch zwei konträre Positionen rund um die Frage nach dem religiösen Status des Kopftuchs gibt?" Der Islamwissenschaftler fordert deshalb einen innerislamischen theologischen Diskurs jenseits gesellschaftspolitischer Debatten, um auch solche wichtigen Fragen zu klären. (APA, 9.5.2021)