Schwangere erkranken offenbar eher symptomatisch an Covid-19, wenn sie weitere Risikofaktoren aufweisen.
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Bei einer Schwangerschaft ist das Bewusstsein für den eigenen Gesundheitszustand im Normalfall sensibler als sonst. Wenn jemand inmitten einer Pandemie schwanger wird, sind die Sorgen noch größer: Welchen Einfluss hat eine Covid-19-Infektion, die erst seit gut einem Jahr überhaupt erforscht werden kann, auf den Körper von Schwangeren?

Laut Robert-Koch-Institut in Deutschland können derzeit keine abschließenden Aussagen über die Auswirkung einer Infektion gemacht werden. Grundsätzlich kann während des ersten Schwangerschaftsdrittels hohes Fieber das Risiko von Komplikationen und Fehlbildungen erhöhen. In späteren Stadien der Schwangerschaft kommt es bei schweren Verläufen häufiger zu Frühgeburten, die Gründe dafür sind unklar.

Risiken bei schwerem Krankheitsverlauf

"Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf mit Aufnahme auf eine Intensivstation und für eine invasive Beatmung ist gering, jedoch im Vergleich höher als bei nicht-schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter", heißt es auf der RKI-Website. Todesfälle seien selten, Schwangere mit schwereren Covid-Verläufen hätten in mancherlei Hinsicht aber ein höheres Risiko verglichen mit Schwangeren mit asymptomatischem oder mildem Verlauf: So kommt es bei schweren Verläufen eher zur vorzeitigen Entbindung und zu Präeklampsie (früher als "Schwangerschaftsvergiftung" bezeichnet). Als Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf werden höheres mütterliches Alter, starkes Übergewicht, Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Gestationsdiabetes und Prä-Eklampsie genannt.

Bis die Frage zum Einfluss von Covid auf Schwangere zufriedenstellend beantwortet werden kann, wird es noch dauern. Bis es soweit ist, liefern einzelne Studien Hinweise über mögliche Zusammenhänge. Eine davon wurde kürzlich in der Fachzeitshrift "Plos One" veröffentlicht, nach dem Durchlaufen des üblichen Begutachtungsverfahrens. Die Studie untersuchte 1148 schwangere Frauen, die von März bis August 2020 in Großbritannien im Spital waren – auch, wenn sie nur zur Entbindung anreisten – und bestätigt mit Covid-19 infiziert wurden. Ihre demografischen und Gesundheitsdaten wurden mit einer Vergleichskohorte aus den Jahren 2017 und 2018 verglichen. Die gute Nachricht: Bei den meisten Frauen treten während der Schwangerschaft keine Komplikationen durch Covid auf.

Beobachtungsstudie bildet Basis

Über schwerere Covid-Krankheitsverläufe gab die Studie keine Auskunft. Sie besagt allerdings, dass es zumindest Hinweise darauf gibt, dass Schwangere, die gleichzeitig bestimmte Risikofaktoren aufweisen, eher eine symptomatische Covid-Erkrankung haben. Dies könnte das Risiko für Komplikationen bei Schwangeren und Säuglingen erhöhen. Das Team um Marian Knight von der Universität Oxford in Großbritannien stellte fest: Bei Müttern mit Covid-Symptomen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ihre Babys per Kaiserschnitt zur Welt oder auf eine Neugeborenenstation kommen.

Dazu sei gesagt: Bei der Arbeit handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die Zusammenhänge zwischen Merkmalen statistisch analysiert, ohne damit schon eine ursächliche Verbindung zu beweisen. Nichtsdestotrotz können mehrere solcher Hinweise auf Korrelationen helfen, die Krankheit zu verstehen: Sie ebnen den Weg für Studien, die den Mechanismen im Körper auf den Grund gehen. In diesem Fall ist es etwa auch möglich, dass betreuende Ärztinnen und Ärzte bei Covidpatientinnen mit Symptomen dazu tendierten, sicherheitshalber Kaiserschnitte durchzuführen.

Risikofaktoren für symptomatischen Verlauf

Insgesamt erkrankten 63 Prozent der Frauen symptomatisch. Die geschätzte Inzidenz von symptomatischem Sars-CoV-2 bei den hospitalisierten Schwangeren betrug 2,0 pro 1000 Geburten.

Zu den anderen Risikofaktoren, die bei infizierten Schwangeren offenbar zur Ausprägung von Symptomen beitragen können, gehören zusätzliche Krankheiten (Komorbidität) sowie Übergewicht. Auch Frauen, die ethnischen Minderheiten angehören und infiziert werden, tendieren laut der Studie zu einem Verlauf mit Symptomen. Verglichen mit Schwangeren aus den Vorjahren waren die Covid-symptomatischen Schwangeren häufiger übergewichtig (33 versus 27 Prozent) oder fettleibig (34 vs. 23 Prozent), hatten eine relevante medizinische Komorbidität (22 vs. 13 Prozent) oder gehörten zu einer ethnischen Minderheit (beispielsweise als asiatischstämmige oder schwarze Frauen; 55 vs. 19 Prozent).

Kein signifikant höheres Risiko für Totgeburten

Während symptomatische und asymptomatische Covid-Erkrankte eher Kaiserschnittgeburten hatten oder ihre Kinder auf Neonatalstationen kamen, war das Risiko für Totgeburten oder das Versterben der Säuglinge als Neugeborene bei ihnen nicht signifikant höher.

"Es ist beruhigend, dass bei den meisten Frauen, die mit Sars-CoV-2 in der Schwangerschaft ins Krankenhaus eingeliefert werden, keine schwerwiegenden Folgen auftreten", schreibt das Forschungsteam. Allerdings komme es bei fast einer von fünf Frauen mit symptomatischer Corona-Erkrankung im Spital zu einer Frühgeburt. Das unterstreicht "die Bedeutung von Impfungen und sozialen Distanzierungsmaßnahmen zur Vermeidung einer Infektion in der Schwangerschaft". Da die Untersuchung in der ersten Phase der Pandemie 2020 stattfand, als bemerkenswerte Mutationen noch nicht auftraten, bleibt abzuwarten, ob sich das Risiko im Vergleich zum Covid-Wildtyp bei anderen Formen verändert. (sic, 9.5.2021)