Peter Björn Kerber, Leiter der Sammlungen und Forschung.

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Wie das Kunsthistorische Museum (KHM) informierte, wird Peter Kerber zu seiner Funktion als Direktor der Gemäldegalerie ab 1. Juli auch jene als Leiter der Sammlungen und Forschung übernehmen. Eine Stelle, für die er sich gar nicht beworben und deren Ausschreibung im März für erheblichen Unmut gesorgt hatte. Im Ministerium stieß nicht nur der zusätzliche Kostenfaktor auf.

Denn der Aufgabenbereich der neuen Managementebene deckte sich weitgehend mit jenem der Generaldirektorin Sabine Haag, die damit ihre "Führungsspanne verkleinern" wollte, wie sie dem STANDARD damals erklärte.

Dem Vernehmen nach trug ihr das eine lautstarke Standpauke der Staatssekretärin ein, und es musste die gesamte Geschäftsführung zum Rapport. Trotz der Zusicherung keiner finanziellen Mehrbelastung wurde der anfängliche Plan auf Wunsch der zuständigen Sektion redimensioniert. Die Idee für diese Funktion, die alle Direktoren der KHM-Sammlungen ein Stück weit entmachtet, soll übrigens auf Eike Schmidt zurückgehen, der seinen Posten als Generaldirektor bekanntlich nie antrat und stattdessen an den Uffizien (Florenz) verblieb.

Eine Mutmaßung

Nach zwölf Jahren im Amt rechtfertigt Haag den Bedarf für diese neue hierarchische Ebene jetzt mit vergleichbaren Organisationsstrukturen in internationalen Museen. Ob es daran orientiert auch irgendwann einen "Head of Exhibitions" geben wird, muss wohl eine Mutmaßung bleiben.

In ökonomisch schwierigen Zeiten, in denen der KHM-Museumsverband über die jährliche Basissubvention hinaus mehr finanzieller Zuwendung als jedes andere Bundesmuseum bedarf, wirken manche Ambitionen schnell anmaßend. Die für alle Beteiligten in ökonomisch mühsamer Phase gesichtswahrende Lösung: Der anfangs in der Ausschreibung der Leitungsfunktion Sammlungen und Forschung vorgesehene Aufgabenbereich wurde aufgeteilt.

Man weiß nicht viel

Auf aktuelle Anfrage dementierte das die KHM-Geschäftsführung nicht; sie wollte sich aber auch nicht in die Karten schauen lassen. Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge verbleibt ein Teil jedenfalls bei der Generaldirektorin und den Sammlungsleitern, deren Chef sich schwerpunktmäßig dem Aufbau von Schnittstellen und Standards für digitale Forschungsinstrumente und die digitale Wissenschaftsvermittlung widmen wird.

Über Peter (Björn) Kerber, Jahrgang 1969, ist wenig bekannt. Als Assistenzkurator der Gemäldeabteilung des J. Pauls Getty Museums (Los Angeles) war er Co-Kurator von Ausstellungen über die Bologneser Barockmalerei oder das Spätwerk von William Turner.

Anknüpfungspunkte zu Wien bescherten die KHM-Ausstellung Feste Feiern (2013) oder auch die Recherchen für ein Ausstellungsprojekt zur Vedutenmalerei (Eyewitness Views). Seit Herbst 2017 ist Kerber als Kurator der Dulwich Picture Gallery in London tätig. Der Bestand des Privatmuseums zählt rund 600 Werke europäischer Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. (Olga Kronsteiner, 10.5.2021)