Boris Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister von Tübingen. Er fiel immer wieder mit kontroversen bis rassistischen Aussagen auf.

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Lange hält es Boris Palmer nicht ohne Skandal aus: In regelmäßigen Abständen provoziert der grüne Oberbürgermeister von Tübingen mit kontroversen bis rassistischen Aussagen. Dieses Mal hat sich der 48-Jährige über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo geäußert. Er wollte Aogo offenbar eigentlich verteidigen, nachdem dieser als TV-Experte gefordert hatte, "bis zum Vergasen" zu trainieren. Palmer versuchte es als absurd darzustellen, dass ein Schwarzer mit einem Rassismusvorwurf konfrontiert wird, und wählte dafür folgende Worte: "Der Aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen N****-schwanz angeboten." Palmer hat das Wort ausgeschrieben – und sich nach Kritik auf Ironie berufen.

Wie man verstehen soll, dass es sich um ein Aogo zugeschriebenes Zitat handelt, wenn Palmer das im Post nicht angibt? Warum es einen rassistischen Begriff braucht, um Rassismusvorwürfe zu kritisieren? Das alles erklärt Palmer nicht. Aufregung, Empörung und Kritik waren dem dreifachen Vater aber – mal wieder – sicher. Diesmal entschied sich die Landespartei jedoch, ein Ausschlussverfahren einzuleiten. Palmer sagte der "Bild"-Zeitung in der Montagsausgabe, "es wäre wohl gescheiter gewesen, das gar nicht zu posten".

Bereits im Mai 2020 hatte sie Palmer eines angedroht, nachdem er unter anderem "Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären" im Zusammenhang mit seiner Kritik an Corona-Maßnahmen angemerkt hatte.

Sohn vom "Remstal-Rebell"

Palmer, der seit 2007 Stadtchef von Tübingen ist, wuchs in Geradstetten in Baden-Württemberg als Sohn einer Sekretärin und eines Obstbauern auf. Sein Vater Helmut Palmer, bekannt als "Remstal-Rebell", kandidierte als parteiloser Kandidat bei mehr als 250 Bürgermeisterwahlen. Seit 1996 ist Boris Palmer Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen.

Manchmal entschuldigte sich der Politiker für seine teils rassistischen Aussagen, etwa als er 2015 gefordert hatte, EU-Außengrenzen notfalls bewaffnet zu schließen. Oder als er 2018 von Hautfarbe und Verhalten eines Radfahrers schlussfolgerte, er müsse ein Asylwerber sein "weil der Typ mit nacktem Oberkörper, Kopfhörer und einer unglaublichen Dreistigkeit um die Leute rum gekurvt ist. Das gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht."

Kritik an Vielfalt

Oft zeigte Palmer aber nur wenig bis gar keine Einsicht, etwa als er in der Debatte um minderjährige Flüchtlinge eine Beweislastumkehr forderte, angesichts der angeblich "offenkundigen Gefahren, die von dieser Gruppe junger Männer ausgehen". Oder als er sich über eine Werbung der Deutschen Bahn, die Menschen mit Migrationsgeschichte zeigte, mit den Worten "Welche Gesellschaft soll das abbilden?" echauffierte.

Immer wieder erntete er Applaus von der rechtsextremen AfD, Alexander Gauland dankte Palmer etwa für die "wichtige Debatte", die er mit seiner "Kritik" an der Werbung der Deutschen Bahn angestoßen habe. Für viele in der grünen Partei war das Maß hingegen schon längst voll. Dieses Mal scheint es auch der Parteiführung zu reichen. (Noura Maan, 9.5.2021)