Wie geht es den Dissertantinnen und Dissertanten an den anderen Unis in Österreich?

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Zugegeben, auch wir befinden uns in einer Bubble. Wir beschäftigen uns eigentlich hauptsächlich mit der Forschungsarbeit auf der WU in Wien und wissen wenig über die Situation von Forscherinnen und Forschern an anderen Universitäten. Deswegen haben wir uns mit Walter Kuba, Doktorand im Bereich angewandte Synthesechemie am AIT und der TU Wien, und mit Lisa Krammer von der ÖAW und Uni Wien, die zur deutschen Sprache an österreichischen Hochschulen forscht, ausgetauscht.

Auch wenn uns die Forschungsbereiche unterscheiden, gibt es unter allen Forscherinnen und Forschern auf der Uni Überschneidungen: Unter anderem wird man als Doktorandin oder Doktorand sofort mit der Realität konfrontiert, dass man eigentlich keine Ahnung hat. Oft wird man sofort mit der Erwartung ins kalte Wasser geschmissen, dass man sich im Konferenz- und Publikationswahnsinn selbst zurechtfindet. Dazu kommen die unvermeidlichen Rückschläge: von negativem Feedback auf Forschungsideen und Zwischenresultate bis hin zu Experimenten, die einfach keine Ergebnisse liefern. Kommen dann auch noch Lehrverpflichtungen oder Anfragen der Betreuerinnen und Betreuer zu Projektanträgen hinzu, führt das bei vielen Doktorandinnen und Doktoranden schnell zur Verzweiflung.

Auch andere haben Schwierigkeiten

Zuallererst muss man sich als junge Wissenschafterin, junger Wissenschafter eingestehen können, dass es vollkommen in Ordnung ist, anfangs überwältigt zu sein. Die Dissertation ist mit einer Eintrittskarte in die Welt der Wissenschaft gleichzustellen und muss daher nicht das Opus magnum sein. Wie Krammer meint: "Die beste Diss ist eine fertige Diss." Des Weiteren sollte man sich möglichst schnell damit anfreunden, laufend mit Ungewissheit und Komplexität konfrontiert zu werden. Der wissenschaftliche Prozess bedeutet in jedem Feld zu versuchen, auf den Schultern von Giganten zu stehen – das heißt wiederum, dass man sich mit Forschung auseinandersetzen muss, die teilweise jahrzehntelang sorgfältig zu einer Toppublikation geschliffen wurde. Was man leider meistens nicht zu Gesicht bekommt, sind die 15 groben Startversuche und Zwischenversionen. Hier hilft die Teilnahme an Forschungsseminaren, wo man oft einen besseren Eindruck vom Arbeitsprozess erfolgreicher Forscherinnen und Forscher bekommt. Außerdem existiert das eigene Umfeld sowie die breitere wissenschaftliche Community, um zu helfen. Auch arrivierte Forschende sind manchmal an einem Punkt an ihrer Dissertation gestanden, wo sie an sich selbst gezweifelt haben. In den meisten Fällen bieten sie daher Nachwuchsforschenden ein offenes Ohr. (Alexander Staub, 14.5.2021)