Demonstranten in Kerbala haben versucht, das iranische Konsulat zu stürmen. Hintergrund ist die Tötung des bekannten Aktivisten Ihab Jawad al-Wazni.

Foto: AFP/MOHAMMED SAWAF

Bagdad – Im Irak ist wenige Stunden nach dem tödlichen Anschlag auf den bekannten regierungskritischen Aktivisten Ihab al-Wazni ein weiteres Attentat auf einen Journalisten verübt worden. Ahmed Hassan vom Sender al-Furat befinde sich auf der Intensivstation, nachdem ihm "zweimal in den Kopf und einmal in die Schulter" geschossen worden sei, sagte ein Arzt der Nachrichtenagentur AFP am Montag.

Der Angriff habe sich gegen ein Uhr nachts ereignet, als Hassan auf dem Weg nach Hause war, wie ein Augenzeuge berichtete. Der Anschlag auf den Aktivisten al-Wazni hatte am Sonntag Bestürzung und Proteste in dem Land ausgelöst. Al-Wazni, der zu den Anführern einer nationalen Protestbewegung gegen Korruption zählte, wurde in der Nacht zum Sonntag vor seinem Haus in Kerbala erschossen.

Schlüsselfigur der Protestbewegung

Im Irak sollen im Oktober vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden, eine Reaktion auf die beispiellosen Proteste im Oktober 2019. Mehrere Parteien, darunter die aus den Oktoberprotesten hervorgegangene al-Beit al-Watani (Der nationale Block), riefen zu einem Boykott der Wahlen auf.

Al-Wazni war eine der Schlüsselfiguren der Protestbewegung gegen die Regierung und entging bereits im Dezember 2019 nur knapp einem Attentat. Er engagierte sich gegen Korruption und proiranische Milizen und übte offen Kritik am Einfluss Teherans im Irak. Etwa 600 Anhänger der landesweiten Protestbewegung wurden bisher getötet, viele von ihnen während ihrer Teilnahme an Kundgebungen. Seit Oktober wurden zudem rund 30 Aktivisten Opfer gezielter Tötungen, dutzende weitere wurden entführt. Die Täter solcher politisch motivierter Anschläge werden in der Regel nicht gefasst.

Brandanschlag auf iranisches Konsulat

Wegen der Tötung Al-Waznis aufgebrachte Demonstranten haben am Sonntag versucht, in Kerbala das iranische Konsulat zu stürmen, und dabei mehrere Kontrollposten in Brand gesetzt. Sicherheitskräfte setzten laut Augenzeugen scharfe Munition ein, um die Demonstranten am Sonntagabend auseinanderzutreiben. Mindestens zehn Menschen seien verletzt worden. In sozialen Medien war auf Videos zu sehen, wie Teile des Eingangsbereichs der diplomatischen Vertretung in Flammen stehen.

Der Iran hat den Anschlag auf sein Konsulat am Montag auf das Schärfste verurteilt. "Es ist die internationale Pflicht der irakischen Regierung, die diplomatischen Einrichtungen im Land zu beaufsichtigen", sagte Außenamtssprecher Saeed Khatibzadeh am Montag. Dies sei aber am Sonntagabend in Kerbala nicht der Fall gewesen. Daher wurde der iranische Protest auch umgehend an die irakische Botschaft in Teheran weitergeleitet. (APA, red, 10.5.2021)