Werbe-Spam bei der Magenta-Box.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Es begab sich irgendwann rund um Ostern. Auf Netflix und Youtube nichts ausreichend Niveauloses gefunden, dachte sich der Autor: Schauen wir doch mal, was das lineare Fernsehen heutzutage so zum Hirnabschalten bereithält! Gesagt, getan. Also rasch Kanal gewechselt, Magenta-Box ein, zurückgelehnt und den Zwischenohrbereich auf Durchlüften gestellt. So zumindest die Theorie. In der Praxis folgte hingegen etwas ganz anderes: ein zweifellos über mehrere Häuserblöcke hinweg vernehmbares "Was zur Hölle?". Denn es ward nicht Fernsehen, es ward Werbung. Und zwar Extra-Werbung. Also quasi Werbung vor der "normalen" Werbung, die klassisches Fernsehen ohnehin bereits zu einer Pein macht. Bildschirmfüllend flehte Magenta darin, sich doch barmherzigerweise des eigenen On-Demand-Services anzunehmen und einen Film zu erwerben. Quasi ein Akt der Nächstenliebe für ein sonst augenscheinlich wenig beachtetes Angebot.

Freundlicher Hinweis

Auf Nachfrage bestätigte Magenta, dass es sich dabei tatsächlich um keine von feiertäglichen Essgelagen verursachte Halluzination handelte. Man wolle "zu speziellen Anlässen wie Ostern" auf "besondere Programm-Highlights hinweisen", hieß es. Wie sich in den folgenden Wochen zeigen sollte, scheint man bei Magenta eine eher großzügige Interpretation der Phrase "spezielle Anlässe" zu hegen. Folgen ähnliche Werbeeinblendungen doch seitdem mit unschöner Regelmäßigkeit. Ob hier wirklich schon jemals wer auf diese aufdringliche Art der Werbeeinschaltung hereingefallen ist, ist nicht überliefert. Der Autor selbst kann lediglich berichten, dass seitdem der innere Drang, sich vom klassischen Fernsehen fernzuhalten, deutlich zugenommen hat.

Aber mal ernsthaft: Was Magenta hier macht, ist – mit Verlaub – unverschämt. Immerhin zahlen die Kunden des Unternehmens schon so monatlich nicht gerade wenig Geld, damit sie Zugang zu Internet und Fernsehen bekommen. Sie dann noch einmal mit einer alles blockierenden Werbung zu belästigen wirkt ähnlich gierig wie jene Smartphone-Hersteller, die selbst auf 1.000-Euro-Geräten noch das System mit Werbung in eigener Sache zumüllen.

Also: Lasst das! (Andreas Proschofsky, 11.5.2021)