Ahmed Samir Santawy bleibt vorerst in Haft.

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Eigentlich wollte Ahmed Samir Santawy nur seine Familie in Ägypten besuchen. Doch die berüchtigte politische Polizei des Landes, die NSA, ließ den 29-Jährigen, der seit 2019 an der Central European University (CEU) in Wien studiert, am 1. Februar völlig überraschend in Kairo verhaften und hält ihn seither auf Grundlage fadenscheiniger Terrorismusvorwürfe in einem Hochsicherheitsgefängnis im Süden Kairos fest.

Ägyptische und internationale Menschenrechtsgruppen fordern seither seine Freilassung. Die für Staatssicherheit zuständige Staatsanwaltschaft SSSP verlängerte aber am Sonntag Santawys Untersuchungshaft für weitere 15 Tage.

Kein Zugang zu Anwälten

100 Tage sitzt Santawy inzwischen hinter Gittern – Grund genug für das Kollektiv Free Ahmed Samir, abermals für die Freilassung des Anthropologiestudenten mobil zu machen und eine Mahnwache vor der ägyptischen Botschaft in Wien zu organisieren.

Auch Amnesty International setzt sich für Santawy ein. "Das Ziel der laufenden Kampagne ist es, seine Freilassung und das Ende der Ermittlungen gegen ihn zu erreichen", sagt Hussein Baoumi von Amnesty zum STANDARD. Er habe keinen Zugang zu Anwälten und sei nicht in der Lage, Santawys Inhaftierung anzufechten, so der Ägypten-Experte. Die Hintergründe für Santawys Verhaftung bleiben unklar. Im Ausland studierende Ägypter sind jedoch in jüngster Zeit wiederholt ins Visier des autoritären Militärregimes von Präsident Abdelfattah al-Sisi geraten.

Misshandlungen in Polizeigewahrsam

Zwar war Santawy bereits bei seiner Ankunft in Ägypten am Flughafen über sein Studium in Wien und seine Recherchen bezüglich Abtreibungsrechten im Land befragt worden, konnte jedoch einreisen und hielt das Verhör für eine Standardprozedur. Kurze Zeit später durchsuchten sieben Maskierte die Wohnung der Familie in Kairo, trafen ihn allerdings nicht an und forderten seine Familie auf, ihm eine polizeiliche Vorladung zu übermitteln.

Nachdem er am 1. Februar bei der örtlichen Polizeiwache vorstellig wurde, verschwand Santawy für sechs Tage, bevor er auf einer Anklagebank der SSSP wieder auftauchte und von Misshandlungen in Polizeigewahrsam und katastrophalen Haftbedingungen berichtete.

Da ihm die NSA "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" und "Verbreitung von Falschnachrichten" vorwirft, glaubt sein Unterstützerkreis, nur durch internationalen Druck ein Ende der Repressalien gegen ihn erreichen zu können. (Sofian Philip Naceur, 11.5.2021)