Stell dir vor, du bist mit deinen Freundinnen und Freunden unterwegs, und ihr seid euch nicht einig, zu welchem Eisstand ihr gehen wollt. Vielleicht macht ihr eine Abstimmung: Jeder nennt seinen Lieblingseisstand, und anschließend geht ihr dorthin, wofür die meisten abgestimmt haben. Nicht der Größte, die Älteste oder Stärkste entscheidet, sondern ihr alle. Das nennt man Demokratie.

Illustration: Fatih Aydogdu

Das Wort Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Herrschaft des Volkes". Das funktioniert nicht nur in einer Freundesgruppe, sondern auch im Großen: zum Beispiel in einer Stadt oder einem ganzen Land. In Österreich und vielen anderen Ländern bestimmt kein Kaiser, König oder Diktator, sondern alle erwachsenen Menschen, was in einem Land passieren soll. Auch viele Vereine oder die Europäische Union sind demokratisch organisiert.

Warum wir wählen

Wenn ihr in eurem Freundeskreis Entscheidungen demokratisch treffen wollt, geht das sehr einfach und schnell. In einem Land wie Österreich müssen aber jeden Tag tausende Entscheidungen getroffen werden, zum Beispiel über neue Straßen, Corona-Regeln oder gerechte Strafen für Verbrecher. Würde man jeden Tag alle neun Millionen Menschen in Österreich fragen, wäre das ziemlich aufwendig und unpraktisch.

Illustration: Fatih Aydogdu

Außerdem geht es oft um Themen, mit denen sich viele Menschen nicht gut auskennen oder sich nicht dafür interessieren. Wahrscheinlich würde auch niemand für höhere Steuern stimmen, auch wenn der Staat Geld braucht, um Schulen zu bauen oder den Armen zu helfen. Anstatt über jede Entscheidung einzeln abzustimmen, wählen wir deshalb regelmäßig Politiker, die für uns entscheiden. Das nennt man indirekte Demokratie. Vielleicht habt ihr in der Schule auch eine Klassensprecherin, die ihr gemeinsam gewählt habt.

Illustration: Fatih Aydogdu

Wahlen sind nicht alles

Natürlich müssen auch Wahlen demokratisch ablaufen. Wenn nur bestimmte Menschen wählen dürfen oder manche Stimmen mehr wert sind, ist das natürlich nicht fair. In vielen Ländern gibt es zwar Wahlen, aber bestimmte Parteien oder Personen dürfen nicht antreten. Dort werden Wahlen auch oft gefälscht. Nur weil es Wahlen gibt, heißt das also nicht automatisch, dass diese auch demokratisch sind.

Zu einer Demokratie gehört neben fairen Wahlen außerdem noch viel anderes: Wählerinnen und Wähler müssen sich frei informieren können. Zeitungen, Fernsehen oder Blogger dürfen in einer Demokratie deshalb auch über unangenehme Dinge berichten. Außerdem darf die Mehrheit, auch wenn sie demokratisch gewählt ist, die kleineren Gruppen, zum Beispiel aus anderen Ländern oder anderer Religionen, nicht benachteiligen.

Das ist nicht selbstverständlich: Laut Forschern lebt nur etwa die Hälfte aller Menschen auf der Welt in Demokratien. (Philip Pramer, 11.5.2021)