"In meinem Team analysieren wir anhand von humanen Plasma-, Serum- oder Vollblutproben, wie das Immunsystem von Patientinnen und Patienten auf neue biologische Therapeutika oder auch Impfstoffe reagiert", sagt Renz.

Foto: ecoplus, Daniel Hinteramskogler

Klinische und präklinische Studien sind die größte und letzte Hürde, bevor neue Medikamente auf den Markt kommen. An diesem neuralgischen Punkt leistet Lisa Maria Renz einen wichtigen Beitrag zu Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapien. "In meinem Team analysieren wir anhand von humanen Plasma-, Serum- oder Vollblutproben, wie das Immunsystem von Patientinnen und Patienten auf neue biologische Therapeutika oder auch Impfstoffe reagiert", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts Krems Bioanalytik, eines Auftragsforschungsinstituts der IMC Fachhochschule Krems.

Die erhobenen Daten dienen Auftraggebern wie Pharma- und Biotech-Unternehmen dazu, etwa die Zulassung neuer Therapeutika zu beantragen. "Wir arbeiten sozusagen an vorderster Front, um die Lebensqualität der Menschen laufend und langfristig zu verbessern und ihre Gesundheit zu erhalten", sagt die Absolventin des Studiengangs Medical and Pharmaceutical Biotechnology der IMC FH Krems.

Im Zentrum ihrer Arbeit steht häufig die Evaluierung biologischer Therapeutika, auch Biologika genannt. Diese relativ junge Kategorie von Arzneimitteln wird in biotechnologischen Prozessen hergestellt und gewinnt weltweit zunehmend an Bedeutung und Marktanteil.

Die Medikamente sind oft für ein bestimmtes Krankheitsbild mit genau definierten genetischen und physiologischen Defekten maßgeschneidert. "Biologika sind ein wichtiger Bestandteil der personalisierten Medizin und sollen in Zukunft auch zur Behandlung chronischer Krankheiten genutzt werden können, insbesondere um schwere Verläufe zu verhindern", sagt die Forscherin. Entwickelt werden die Medikamente für eine Vielzahl von Krankheiten, darunter Autoimmunerkrankungen oder Krebs.

Komplexer Aufbau

Durch ihren komplexen Aufbau unterscheiden sich Biologika deutlich von herkömmlichen Medikamenten. So besteht etwa ein Molekül Aspirin aus 21 Atomen, während ein typisches biopharmazeutisches Molekül aus mehr als 25.000 Atomen zusammengesetzt sein kann.

Das mache die Analyse ihrer Wirksamkeit und Sicherheit kniffliger. "Die bioanalytischen Methoden müssen für die einzelnen Biologika unter Berücksichtigung der biochemischen Zusammensetzung der Patientenproben fast immer neu entwickelt werden", sagt die gebürtige Niederösterreicherin.

Heute findet der Gutteil ihrer Forschung in einer bereits fortgeschrittenen Phase der Medikamentenentwicklung statt, doch auch die Grundlagenforschung ist der 26-Jährigen bestens bekannt. Ihre Bachelorarbeit verfasste sie am King’s College London. Die Arbeit an einem der renommiertesten Forschungsinstitute für Hautstammzellen und regenerative Medizin beschreibt sie als ideales Sprungbrett für ihre wissenschaftliche Karriere.

Ihre Masterarbeit folgte am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, wo sie die Mechanismen der Embryonalentwicklung in Zebrafischen studierte. "Der Gedanke, ein Teil der internationalen Forschungsgemeinschaft zu sein, spornt mich bis heute an", sagt Renz. (Margarete Endl, 17.5.2021)