Bei Mediamarkt läuft es nicht rund.

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Der anhaltende Lockdown insbesondere im deutschen Heimatmarkt belastet den Elektronikhandelsholding Ceconomy von MediaMarkt und Saturn weiter schwer. "Der zweite Lockdown ist deutlich länger und tiefgreifender als der erste vor einem Jahr", sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende Bernhard Düttmann am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal (per 31.3.). Positiv entwickelt sich weiterhin der Online-Handel.

Die Anleger zogen am Vormittag die Notbremse. Nach einem moderat schwächeren Start sackten die Aktien zwischenzeitlich um rund 16 Prozent ab auf ein Tief seit Mitte Dezember. Gegen Mittag ging es noch um gut zwölf Prozent abwärts auf 4,256 Euro. Damit sind die Kursgewinne der Aktie im Zuge der Einigung mit der Kellerhals-Familie auf eine Komplettübernahme der Media-Saturn-Elektronikmärkte weg.

Mitte Dezember war bei Ceconomy auch noch etwas Euphorie für bald beginnende Corona-Impfungen und die damit verbundene Hoffnung auf Lockerungen spürbar. Wie sich nun im Quartal zeigte, belastet vor allem der in Deutschland anhaltende Lockdown das Unternehmen aber weiter schwer. Ceconomy wagt deshalb weiter keine konkrete Prognose. Analyst Clément Genelot von Bryan Garnier sieht die durchschnittlichen Markterwartungen nach wie vor für zu hoch an.

Umsatz sank

In den Monaten Jänner bis März sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 4,6 Mrd. auf 4,3 Mrd. Euro, wie die Muttergesellschaft der Ketten MediaMarkt und Saturn in Düsseldorf mitteilte. Bereinigt um Währungseffekte sowie Portfolioveränderungen lag der Rückgang bei 5,7 Prozent. Während in Deutschland und in den Niederlanden die Läden weitgehend geschlossen blieben, entwickelte sich das Geschäft in Ländern wie Italien, Türkei, Schweden und Spanien, die nicht von flächendeckenden temporären Marktschließungen betroffen waren, "sehr positiv", wie es hieß.

Ende April waren immer noch 42 Prozent der Läden geschlossen, mehr als die Hälfte der betroffenen Häuser liegt in Deutschland. Die Coronapandemie sorgt dabei weiterhin für die Verlagerung der Nachfrage in das Internet. Der Online-Umsatz wurde im Quartal mehr als verdoppelt und machte mit 2,1 Mrd. Euro nahezu die Hälfte des Konzernumsatzes aus.

Wegen der weitgehenden Schließungen im wichtigen Heimatmarkt sowie in den Niederlanden sackte das operative Ergebnis weiter ab. Einsparungen sowie staatliche Unterstützung wie das Kurzarbeitergeld konnten dies nicht vollständig ausgleichen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) rutschte mit 146 Mio. Euro tiefer in die Verlustzone, nach einem Minus von 131 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten jedoch mit einem leicht höheren Verlust gerechnet.

Dagegen profitierte der Konzern von einem Wertzuwachs seiner Beteiligung an der französischen Handelskette Fnac Darty im Volumen von 150 Mio. Euro. Dazu steuerte Fnac Darty noch ein Ergebnis von 29 Mio. Euro bei. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich so von minus 368 auf minus 2 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte Ceconomy noch 268 Mio. Euro auf Fnac Darty abgeschrieben.

Dank niedrigerer Steuerzahlungen sowie eines besseren Finanzergebnisses erzielte Ceconomy einen den Aktionären zuzurechnenden Gewinn von 94 Mio. Euro, nach einem Verlust von 295 Mio. Euro im Vorjahr. Die Zahlen beziehen sich jeweils auf das fortgeführte Geschäft.

Ausblick zurückgezogen

Seinen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr hatte das Management wegen der anhaltenden Belastungen im Zuge der Pandemie bereits im Februar zurückgezogen. "Nach wie vor sind die weiteren Auswirkungen der Coronapandemie auf die Geschäftsentwicklung unseres Unternehmens schwer vorherzusehen. Die derzeitigen Rahmenbedingungen erlauben keine konkrete Prognose", erklärte Finanzvorstand Florian Wieser. Die Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen stelle das Unternehmen vor "erhebliche Herausforderungen". Er sieht Ceconomy jedoch gut vorbereitet, "um von Aufholeffekten nach der Wiedereröffnung unserer Märkte zu profitieren".

Das Unternehmen befindet sich gerade im Umbau. So wird die Führungsstruktur von Ceconomy und ihrer Tochter Media-Saturn-Holding vereinheitlicht. Dazu hat der Konzern nach langem Suchen einen neuen Chef gefunden. E.ON-Manager Karsten Wildberger übernimmt ab 1. August das Ruder sowohl bei Ceconomy als auch bei Media-Saturn. Dort löst er den langjährigen Chef Ferran Reverter ab, der zum Fußballclub FC Barcelona wechselt.

Doppelte Struktur entfällt

Damit hat die langjährige Suche nach einem Vorstandsvorsitzenden für Ceconomy ein Ende. Der bisherige Interimschef Düttmann war im Oktober 2019 zunächst vom Aufsichtsrat für ein Jahr gewechselt. Im vergangenen September hatte der Aufsichtsrat seinen Vertrag nochmals um zwölf Monate verlängert, um bei der Suche nach einem Nachfolger mehr Zeit zu gewinnen. Wildberger ist derzeit Vorstand beim Energiekonzern E.ON und verantwortet dort unter anderem den Vertrieb sowie die dezentrale Energieinfrastruktur.

Bereits im April hatte der Ceconomy-Aufsichtsrat den Finanzvorstand von Media-Saturn, Wieser, auch zum Finanzchef von Ceconomy ernannt. Damit wird künftig die doppelte Managementstruktur von Ceconomy und der Media-Saturn-Holding entfallen. Ende vergangenen Jahres hatte Ceconomy angekündigt, die Media-Saturn-Holding komplett zu übernehmen. Dem war ein jahrelanger Zwist mit Media-Saturn-Minderheitseigner Convergenta vorausgegangen. Convergenta ist die Beteiligungsgesellschaft des inzwischen verstorbenen Media-Markt-Mitgründers Erich Kellerhals. (APA/dpa-AFX, 11.5.2021)