Angehörige der Opfer feiern die späte Anerkennung.

Foto: AFP/PAUL FAITH

Belfast – Rund 50 Jahre nach dem Tod von zehn Menschen im Nordirlandkonflikt hat eine Untersuchung festgestellt, dass neun von zehn Zivilisten 1971 während einer Militäroperation in Belfast durch Schüsse von Soldaten getötet worden, hieß es in den am Dienstag vorgestellten Ergebnissen der offiziellen Untersuchung.

Alle Getöteten seien "vollkommen unschuldig" gewesen, sagte die Vorsitzende Richterin Siobhan Keegan der BBC. Die Gewaltanwendung bezeichnete sie als "unangemessen". Strafrechtliche Folgen hat das jedoch vorerst nicht. Einzelne Verantwortliche konnten nicht identifiziert werden.

2018 neu aufgerollt

Die Vorfälle ereigneten sich über mehrere Tage während einer Militäroperation gegen Paramilitärs in dem als Ballymurphy bekannten Bezirk von Belfast. Eine erste Untersuchung im Jahr 1972 war ohne eindeutiges Ergebnis zu Ende gegangen. Die Fälle wurden erst im Jahr 2018 neu aufgerollt.

Der Umgang mit mutmaßlichen Verbrechen durch britische Militärangehörige ist eines der heikelsten Themen des nordirischen Friedensprozesses. Bei dem Konflikt, der von Ende 1968 bis zum Karfreitags-Friedensabkommen 1998 andauerte, standen sich überwiegend protestantische Anhänger der Union mit Großbritannien und mehrheitlich katholische Befürworter einer Vereinigung der beiden Teile Irlands gegenüber. Auch die Polizei und das britische Militär waren an den Auseinandersetzungen beteiligt.

Tief ins Bewusstsein der nordirischen Katholiken brannte sich vor allem der "Bloody Sunday" ein. Britische Fallschirmjäger töteten am 30. Jänner 1972 in Derry/Londonderry 13 unbewaffnete katholische Demonstranten. Ein weiterer starb Monate später an seinen Verletzungen. Nur bei einem der Soldaten kam es zu einer Anklage. (red, APA, 11.5.2021)