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Nur eines ist sicher: Apple verdient sehr gut am App Store. Aber ob das in diesem Ausmaß gerechtfertigt ist, ist dann schon wieder eine deutlich umstrittenere Frage.

Foto: Patrick Semansky / AP

Wie viel darf der Betreiber eines Online-Stores an Gewinnbeteiligung verlangen? Diese Frage wird nicht zuletzt angesichts des Rechtsstreits zwischen Apple und "Fortnite"-Hersteller Epic Games derzeit viel diskutiert. Und zwar zunehmend kontrovers – was auch bedeutet, dass sich der iPhone-Hersteller einer rasch wachsenden Zahl an Gerichtsverfahren gegenübersieht.

Sammelklage

In Großbritannien wurde eine neue Sammelklage gegen Apple eingereicht. Deren Ziel: der App Store und dessen 30-prozentige Provision für Apple. Die Kanzlei Hausfield & Co LLP wirft dem Unternehmen im Namen von 19,6 Millionen britischen iPhone- und iPad-Usern vor, zu viel zu verlangen und sich somit unzulässig auf Kosten seiner User zu bereichern. Bei "Forbes" spricht man in diesem Zusammenhang von einer Milliardenklage, könnte eine Verurteilung in so einem Prozess doch Apple teuer zu stehen kommen.

Das Problem sehen die Kläger dabei vor allem in der Exklusivität des App Stores: Unter iOS ist es nicht nur unmöglich, einen anderen App Store zu installieren, Apple verbietet auch jegliche alternativen Bezahlmethoden. Dadurch verhindere man Wettbewerb und halte somit die Preise künstlich hoch für einen "exzessiven Profit", argumentieren die Kläger. Auch von anderer Seite wird dem Unternehmen immer wieder vorgeworfen, auf diese Weise die eigene Marktmacht unrechtmäßig auszunutzen.

Gegenargumente

Bei Apple hat man auf diese Beschwerden die immergleichen Antworten parat: All die Beschränkungen der iOS-Plattform würden einzig und allein der Sicherheit dienen. So prüfe man etwa jede App vorab, bevor sie veröffentlicht wird. Dies verursache natürlich hohe Kosten, auch der Betrieb sei kostspielig. Zumal man nicht vergessen dürfe, dass 84 Prozent aller Apps im App Store kostenlos sind – und somit keinerlei Gebühren anfallen.

Im aktuellen Verfahren gegen Epic Games verweist Apple aber auch darauf, dass die 30 Prozent durchaus branchenüblich seien. Tatsächlich verlangt etwa Google bei seinem Play Store für Android eine ähnliche Beteiligung an Umsätzen wie Apple, lässt Entwicklern aber Auswege, wenn sie alternative Bezahlmethoden oder auch einen anderen App Store verwenden wollen.

Doch auch die Stores für Xbox oder Playstation würden im gleichen Maß an Umsätzen beteiligt werden, rechnet Apple vor. Genau diesen Vergleich will wiederum Epic nicht stehen lassen, immerhin würden beide auf einem anderen Geschäftsmodell basieren. Während Apple schon mit der Hardware des iPhones viel Geld verdiene, würden Spielekonsolen meist ohne Gewinn oder gar unter Akzeptanz eines Verlustes verkauft – und somit mit der Hoffnung auf kommende Einnahmen durch den Spieleverkauf.

Erfolgsmodell

Wie auch immer diese Frage schlussendlich beurteilt wird, klar ist jedenfalls, dass der App Store sich zu einer der lukrativsten Einnahmequellen für Apple entwickelt hat. Bei einem von Experten im zweistelligen Milliardenbereich geschätzten Umsatz soll die Gewinnmarge um die 75 Prozent betragen. Apple widerspricht diesen Zahlen – allerdings ohne selbst Details zu nennen. Genau hier setzt aber auch die aktuelle Klage an und spricht davon, dass Apple Gebühren verlange, die in keinerlei akzeptablem Verhältnis zu den realen Kosten stünden – was eben nur durch die Monopolisierung der Plattform möglich sei.

Interessant ist die jetzt eingereichte Sammelklage nicht zuletzt deswegen, weil sie von Konsumentenseite kommt – erweitert dies doch den Bogen der Kritik über den Rahmen konkurrierender Unternehmen hinaus, die natürlich selbst finanzielle Interessen in Millionen- bis Milliardenregionen hegen, woraus auch Epic Games keinen Hehl macht.

Positive Entwicklung

Konsumenten und kleineren App-Herstellern können all die aktuellen Streitigkeiten jedenfalls nur recht sein, haben sie doch nach Jahren stagnierender App-Store-Raten zuletzt frische Bewegung in die Angelegenheit gebracht. So verlangt Apple bei kleineren Herstellern – mit einem jährlichen Umsatz von unter einer Million Dollar – mittlerweile nur mehr 15 Prozent Beteiligung. Bei Google geht man noch einen Schritt weiter und stellt generell für alle die erste Million Dollar Umsatz im Play Store unter die 15-Prozent-Regel. (apo, 12.5.2021)