Wer im weiteren Umkreis Wiens nach Häusern sucht, stolpert seit kurzem online über eine ungewöhnliche Immobilie: Am Ortsrand der kleinen Gemeinde Rosenburg-Mold im Waldviertel mit knapp 900 Einwohnern ist ein Schüttkasten zu haben, der laut Inserat erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt wurde.

Im Schüttkasten am Ortsrand wurden bereits historische Filme gedreht. Nun könnte hier neues Leben einziehen, sofern sich eine Käuferin oder ein Käufer findet.
Foto: Stefan Teuber

Zur Erklärung: Ein Schüttkasten ist ein Gebäude, das einst zum Lagern von Getreide verwendet wurde. Oft gab es Schüttkästen im Umfeld von Burgen und Klöstern. Viele solche Bauten sind beispielsweise in Niederösterreich noch erhalten, auch wenn für die meisten eine andere Nutzung gefunden wurde.

Für den Schüttkasten in Rosenburg-Mold, der zu haben ist, ist noch alles offen. 160.000 Euro wollen die Eigentümer für das Objekt, das über rund 270 Quadratmeter an Nutzfläche auf zwei Stockwerken und in sechs Räumlichkeiten verfügt.

Loft im Schüttkasten

Im Unterschied zu manchen anderen Schüttkästen steht jener in Rosenburg-Mold nicht unter Denkmalschutz. Verkäuferin ist die Familie Hoyos, die sich, wie Petra Hoyos dem STANDARD berichtet, gerade von einigen ihrer rund 70 Immobilien trennt. "Es ist definitiv ein Liebhaberobjekt", sagt sie. Sie könnte sich beispielsweise vorstellen, dass sich die künftige Eigentümerin oder der künftige Eigentümer den Schüttkasten zu einem Loft mit offenen Grundrissen umbaut.

Die mit der Vermarktung betraute Maklerin Daniela Aster von der J. u. E. Wild Immobilientreuhänder GmbH berichtet bereits von vielen Anfragen, auch von Menschen, die sich das Gebäude loftartig umbauen lassen wollen oder es für Kunstprojekte nutzen wollen. Einer habe auch eine Nutzung als Museum angedacht. "Das Gebäude wird auf jeden Fall erhalten bleiben", betont Maklerin Aster.

Jemand, der das alte Gemäuer nicht zu schätzen wisse, würde hier sicher nicht zuschlagen, betont auch Petra Hoyos. In den letzten 40 Jahren, erzählt sie, sei der Schüttkasten meist leergestanden. Immer wieder sei das Gebäude aber auch bei Filmdrehs als Kulisse zum Einsatz gekommen. Vom Dreh für Das Geheimnis der Hebamme vor einigen Jahren stammen zum Beispiel noch die Malereien an den Wänden.

Der Location-Scout Stefan Teuber hat den Schüttkasten mit seiner Agentur Filmlocations derzeit im Angebot. Er vermittelt aber auch andere Schüttkästen für Filmdrehs, etwa einen aus dem Frühbarock beim Schloss Harmannsdorf in Niederösterreich.

Manche Rätsel

Klar ist: Auch wenn sich der Schüttkasten in Mold zweifellos gut als Kulisse eignet, wird das Gebäude, das laut Inserat in gutem Zustand ist, noch eine ordentliche Sanierung benötigen. "Wenn man morgen einziehen möchte, ist das wahrscheinlich nicht das Richtige", sagt Petra Hoyos. "Aber ich finde es ja schön, wenn man sich Zeit lässt und einen Stock nach dem anderen herrichtet."

Und so wie es sich für richtig alte Gebäude gehört, gibt auch der Schüttkasten noch einige Rätsel auf. Ob dieser zum Beispiel auch ursprünglich für eine Nutzung als Schüttkasten gebaut wurde, bezweifelt die Maklerin Daniela Aster. Auch einen Keller soll es hier angeblich mal gegeben haben.

Viele spannende Geschichten also, die in der kleinen Waldviertel-Gemeinde seit kurzem mitsamt der Immobilie zum Verkauf stehen. Und nicht zuletzt auch die Möglichkeit, dieser Historie ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. (Franziska Zoidl, 13.5.2021)