Wer sein Rad gut sichert, darf davon ausgehen, dass es ihm nicht gestohlen wird.

Foto: Heribert Corn

"Es soll ihn genauso aufschmeißen wie mich letztes Jahr." Nennen wir ihn Klaus, dem grad sein Fully abhandengekommen ist. Die Brezen, die er meint, war wirklich eine stattliche. Zerkratztes Gesicht, mehrere Prellungen, Schienbeine wie eine Mondlandschaft. Dass er sein Fahrrad je wieder zurückbekommen wird, damit rechnet er nicht. Dass er bald entsprechenden Ersatz auf dem abgeschöpften Fahrradmarkt findet, auch nicht. Dabei ist die Aufklärungsquote von Fahrraddiebstählen im vergangenen Jahr sogar gestiegen.

Einblick in die Statistik

Gut, auf nur acht Prozent, aber immerhin. In absoluten Zahlen heißt das, dass 1.450 Fahrräder nach dem Diebstahl wieder retourniert werden konnten. Und wenn wir schon bei den Zahlen sind: Die Raddiebstähle sind im vergangenen Jahr abermals zurückgegangen. Auf 18.080 Fahrräder. Wie hoch die Dunkelziffer ist, mag niemand so genau schätzen. Experten wie unser Fahrradchef Steffen Arora sprechen von "enorm", "riesig" oder "woll ma uns gar nicht vorstellen".

Viele denken nicht einmal daran, den Fahrraddiebstahl anzuzeigen. Entweder weil sie erst nach Jahren draufkommen, dass ihr Rad nicht mehr im Fahrradkeller steht, weil sie es eh nie benutzen. Andere treten für die Alltagswege in die Pedale alter, billiger Räder, in der Hoffnung, dass das alte Gestell niemanden interessiert.

Junkie-Tax

In Amsterdam ist man noch einen Schritt weiter, was die Akzeptanz des Raddiebstahls angeht – und hat sogar einen Namen dafür, dass man eben regelmäßig für ein Fahrrad zahlen muss: "Junkie-Tax". Und das geht so: Findet man sein Fahrrad nicht mehr, nimmt man an, ein Junkie hätte es gestohlen, um es, für ein paar Euro, an einen Händler zu verkaufen. Der checkt es im besten Fall kurz durch, schlägt wieder ein paar Euro auf und verkauft es wieder. Die 15 bis 30 Euro, die man in schlechten Monaten mehrmals, in guten Jahren – vor allem wenn man ein Schloss hat, das teurer ist als das Rad – nur einmal zahlt, nennt man die Junkie-Steuer, und gut ist es.

Raddiebstahl ist aber auch unattraktiver geworden. Die Schlösser werden widerspenstiger, GPS-Sender sind so gut versteckt verbaut, dass man sie oft gar nicht findet, und die Kodierungen machen den kostenlosen Besitzerwechsel auch nicht unbedingt attraktiver.

Ihre Erfahrung ist gefragt

Nein, wir fragen gar nicht, ob, sondern gleich wie viele Fahrräder Ihnen schon gestohlen wurden. Wie sichern Sie Ihres? Steht es bei Ihnen in der Wohnung und hat einen besseren Platz als der Fernseher? Wurde je eines Ihrer gestohlenen Räder gefunden und retourniert? Fahren Sie ein denkbar unattraktives Fahrrad, in der Hoffnung, dass es Ihnen nicht gestohlen wird? Und wie sind Sie in den vergangenen Jahren mit Ihrer Sicherungsmethode – ähem – gefahren?

Perfekte Sicherung

Einen ganz persönlichen Tipp hab ich noch, wie Sie Ihr Fahrrad vor Diebstahl schützen können. Ich hatte meines, jo, des ist schon ein paar Jahre aus, in der Tiefgarage unterm Haus, aus Mangel an Sicherungsmöglichkeiten, an ein Motorrad gekettet. Hat grandios funktioniert. Eines Tages kam ich in der Früh in die Garage, alle Motorradln und auch der Anhänger waren weg. Aber das Rad war noch da. Sogar die aufgebrochenen Schlösser hingen noch drauf. Nein, von den Motorrädern hab ich auch nie wieder eines gesehen. Aber ich wünsch dem neuen Besitzer ganz genau das Gleiche wie der eingangs erwähnte Klaus seinem Befreier des ihn belastenden Besitzes. Und nach jeder Brezen eine übervolle Notaufnahme. (Guido Gluschitsch, 18.5.2021)