Die Fahrzeugindustrie sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Umwelt- und Klimaziele werde man nur technologieoffen erreichen.

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Wien – Geht es nach Vertretern der heimischen Autoindustrie, entsteht in der Öffentlichkeit zunehmend ein schiefes Bild der Fahrzeugindustrie. "Die Branche pauschal als Ökosünder abzustempeln ist falsch", sagt Industriellenvereinigung-Präsident Georg Knill. Die Industriellenvereinigung (IV) hat am Mittwoch zu einem Pressetermin geladen, um das Bild zurechtzurücken. "Wir sind keine Bremser, sondern Treiber mit unserer Innovationskraft", betont der IV-Chef, um einmal mehr auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche hinzuweisen: "Jeder zwölfte Euro, der österreichweit erwirtschaftet wird, lässt sich auf diesen Wirtschaftssektor zurückführen." Die Branche als Umweltsünder hinzustellen sei damit auch "volkswirtschaftlich verantwortungslos".

Einmal mehr sprechen sich die Branchenvertreter gegen eine NoVA-Erhöhung ab Juli und die Ausdehnung auf leichte Nutzfahrzeuge aus. Das Hauptargument: Alte – und damit umweltschädlichere – Fahrzeuge würden damit länger auf der Straße bleiben. Derzeit sieht es allerdings nicht so aus, als ob diese Befürchtungen wahr werden: Das nahende Ende der Befreiung von der Normverbrauchsabgabe (NoVA) für Klein-Lkws hat zu einem regelrechten Ansturm bei den Kfz-Händlern geführt. Bei den Lastwagen bis zu einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen gab es im April im Jahresvergleich ein Zulassungsplus von 113 Prozent.

Verbrenner wird nicht so schnell verschwinden

Relativiert wird von den Vertretern der Industrie der von vielen beschworene und von Autoherstellern bereits angekündigte Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor: "Der Verkehr wird noch viele Jahre unter Nutzung fossiler Energie durchgeführt werden – leider, muss ich sagen", sagte etwa Helmut List, Geschäftsführer des Grazer Antriebsspezialisten AVL-List, bei der Pressekonferenz. Ziel müsse sein, eine möglichst hohe Effizienz zu schaffen – und das gelinge dank hoher Ausgaben in Forschung und Entwicklung. Günther Apfalter, Präsident von Magna Europa und Asien, verweist darauf, dass Hybridmotoren neben dem Elektroantrieb auch einen Verbrennungsmotor einsetzen. Wichtig sei eine Gesamtbetrachtung der Energiebilanz über die gesamte Nutzungsdauer.

Ein Umschwenken Richtung Ökologisierung müsse technologieoffen vonstattengehen, fordert die Branche Richtung Politik und plädiert zudem für eine realistische Betrachtung. Schwachpunkt bei der europäischen E-Auto-Offensive seien neben der Ladeinfrastruktur auch Batteriefabriken, die erst gebaut werden müssten. Peter Mitterbauer, Chef der Miba AG, rechnete vor, dass von den 80 Millionen Autos, die jährlich weltweit produziert werden, nur 15 Millionen in Europa verkauft werden. Hier gebe es in vielen Ländern noch ganz andere Herausforderungen.

Fachkräftemangel

Eine, die die Branche hierzulande sieht: "Die öffentliche Diffamierung" des Autos wirke sich auch auf den Fachkräftemangel aus, beklagt Mitterbauer: "Wir beobachten mit Sorge, dass das öffentliche Schlechtreden des Automobils junge Menschen von den klassischen Studienrichtungen der Fahrzeugbranche zusehends fernhält. Hier müssen wir dringend gegensteuern. Denn die Job- und Verdienstmöglichkeiten sind gerade hier überdurchschnittlich", betont Mitterbauer.

Was die Zukunft des Lkw- und Buswerkes von MAN in Steyr betrifft, um dessen Fortbestand derzeit heftig gerungen wird, hat Magna-Boss Apfalter eine klare Meinung: "Es muss ein Kostenschnitt gemacht werden, weil sonst der Standort nicht wettbewerbsfähig ist", so Apfalter. (rebu, 12.5.2021)