Die Datenbank der EU-Kommission gibt Einblick, welche Unternehmen in Österreich wie viele Hilfen bekommen haben. Die Liste ist lang und bunt durchgemischt.

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Lässt der Staat Unternehmen im Regen stehen? Rund um diese Frage ist im vergangenen Juni eine hitzige Debatte ausgebrochen, nachdem der Unternehmer Berndt Querfeld, der unter anderem das Café Landtmann betreibt, in einem STANDARD-Interview davon gesprochen hatte, dass die staatlichen Hilfspakete nichts als zerplatze Luftballons seien.

Sein Unternehmen, die Familie betreibt immerhin zehn Wiener Kaffeehäuser und Restaurants, habe keinen Euro an Hilfen bekommen, sagte Querfeld damals. Das Tourismusministerium schaltete sich danach prompt ein und widersprach. Querfeld habe mehrere Hilfen beantragt und auch bekommen. Der Gastronom meldete sich daraufhin wieder zu Wort und gab an, dass er abseits der Kurzarbeit einen Antrag für Fixkostenzuschuss stellen werde, aber mit nicht mehr als maximal 30.000 Euro rechne. "Letztlich werden wir damit nicht einmal die neue Markise bezahlen können", so Querfeld.

Datenbank der EU-Kommission

Nun, ein bisschen mehr ist es dann doch geworden. Die EU-Kommission hat vergangene Woche in einer Transparenzdatenbank die österreichischen Corona-Hilfen, die an Unternehmen ausbezahlt worden sind, veröffentlicht.

Daraus geht hervor, dass der Familie Querfeld zurechenbare Gesellschaften im vergangenen Jahr insgesamt 1,98 Millionen Euro an nicht rückzahlbaren Corona-Zuschüssen bekommen haben. Neben dem Fixkostenzuschuss bekamen die Gesellschaften vor allem Geld über den Umsatzersatz, der als Entschädigung für geschlossene Betriebe gedacht war. Allein das Unternehmen hinter dem Café Landtmann erhielt demnach insgesamt 637.000 Euro.

Vom Umsatzersatz für den Herbst konnte Querfeld, als er den Markisen-Vergleich wählte, noch nichts wissen, dieser wurde erst später fixiert.

Mit diesen Summen sticht der Unternehmer freilich aus der stetig länger werdenden Transparenzliste nicht einmal besonders hervor.

Die EU-Kommission hat ja auf der Website die Namen der Unternehmen veröffentlicht, die Zuschüsse und Kreditgarantien als Corona-Hilfen erhalten haben, sofern diese über 100.000 Euro lagen. Nicht inkludiert sind die Kurzarbeithilfen, diese Zahlen wurden bisher nicht veröffentlicht.

Eine Frage der Verteilung

Die Liste wirft inzwischen eine Reihe interessanter Fragen zur Verteilungsaspekten der Gelder auf. Jüngstes Beispiel: Media Markt. Wie die "ZiB 2" zuerst berichtet hatte, haben knapp über 40 Media-Markt-Filialen in Österreich jeweils separat um Corona-Hilfen ansuchen können und diese Unterstützung auch erhalten. So sind im vergangenen Jahr mehr als 11,7 Millionen Euro an Zuschüssen von der Cofag an die Media-Markt-Gesellschaften ausbezahlt worden. Die Cofag wickelt die Hilfen für den Bund ab.

Dabei gibt es gleich zwei interessante Aspekte: Der Elektronikkonzern profitierte davon, dass die einzelnen Filialen alle als selbstständige Unternehmen aufgestellt sind: 90 Prozent davon hält immer die Media-Saturn Beteiligungsges.m.b.H., eine Dachgesellschaft, also der eigentliche Konzern, zehn Prozent die jeweils lokalen Geschäftsführer. Im Gegensatz zu Deutschland war in Österreich nicht eine konzerneinheitliche Betrachtung beim Umsatzersatz gewählt worden. Die Hilfen waren also so ausgestaltet, dass jedes Unternehmen selbstständig um Corona-Hilfen ansuchen konnte. Deshalb haben sämtliche Filialen den Umsatzersatz bekommen.

Fairer Wettbewerb

Es stellen sich zunächst einmal Fragen nach dem fairen Wettbewerb. Denn Konzerne, die eine einheitliche Firmenstruktur als Rechtsform gewählt haben, hatten Anspruch auf weniger Unterstützung, auch wenn sie vom Lockdown gleich stark betroffen waren. Pro Unternehmen lag die Höchstgrenze bei dem Umsatzersatz, um den es hier allen voran geht, bei 800.000 Euro.

Die Verzerrung wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die Handelsgesellschaft Hartlauer, wo die Filialen keine selbstständige Rechtsform haben, "bloß" 1,2 Millionen Euro an Corona-Hilfen (Umsatzersatz, Fixkostenzuschuss) im vergangenen Jahr bekam.

Doch die Art der Hilfeleistung wirft noch mehr Fragen auf. Ebenfalls interessant ist nämlich, dass sich Media Markt in Österreich trotz der Krise ganz gut halten konnte. Ceconomy, der Konzern hinter der Media-Markt-Gruppe, hat diese Woche die Halbjahresbilanz für den Zeitraum Oktober 2020 bis März 2021 präsentiert. Trotz Lockdowns konnte das Geschäftsergebnis im Vergleich zum selben Zeitraum der Vorperiode sogar verbessert werden, insgesamt weist Ceconomy einen Gewinn für die Periode von 199 Millionen Euro (Ebit) aus.

Gutes Geschäftsumfeld

Aktuelle Zahlen zu dem Geschäft in Österreich publizierte Ceconomy nicht, auch im Firmenbuch finden sich noch keine Einträge. Doch in der Halbjahrespräsentation des Konzerns wird betont, dass der Markt in Österreich erstaunlich robust war. So wird etwa darauf verwiesen, dass es in Österreich trotz Lockdowns im vergangenen halben Jahr einen "signifikanten Umsatzanstieg" im Consumer-Electronics-Fachhandel gegeben hat.

Und weiter im Geschäftsbericht heißt es zum zweiten Quartal: "In Österreich stieg der Umsatz im zweistelligen Prozentbereich, getrieben durch starke Nachholeffekte nach Wiedereröffnung der Märkte im Februar 2021, erfolgreiche Marketingkampagnen und ein außerordentlich starkes Online-Wachstum."

Ähnliches zeigen auch Zahlen der Marktforscher von Gfk: Bei technischen Konsumgütern zogen die Umsätze in Österreich im vergangenen Jahr um elf Prozent an, bei Haushaltsgeräten wie Kühlschränken und Waschmaschinen sogar um 21 Prozent, bei IT-Produkten um 15 Prozent. All das gehört zum Kernsortiment im Elektrohandel.

Dass Unternehmen Verluste gemacht haben, war jedenfalls nicht Voraussetzung dafür, dass ihnen Unternehmenshilfen gewährt wurden. Den Umsatzersatz gab es im Gegenzug für behördliche Schließungen im Handel, auch wenn Umsätze nachgeholt wurden. Einnahmen aus dem Onlinehandel wurden übrigens im österreichischen System nicht berücksichtigt, schmälerten also die Zuschüsse nicht. Media Markt wickelt sein Onlinegeschäft laut "ZiB 2" ohnehin über eine eigene Gesellschaft ab, das hätte also in diesem Fall nichts geändert.

Do & Co, Landzeit und die Adlerrunde

In der EU-Datenbank finden sich jedenfalls mehrere Beispiele dafür, dass Firmengruppen davon profitieren konnten, wenn sie aus mehreren selbstständigen Unternehmen bestehen.

So schien es Ende vergangener Woche noch, als hätte Szene-Gastronom Martin Ho über zwei seiner Betriebe (Dots City und Dots Prater) 855.000 Euro an Hilfen bekommen. Inzwischen wurde die Datenbank aktualisiert. Genauer gesagt wurden zwischenzeitlich eingerechnete Hilfen für das Jahr 2021 wieder aus der Datenbank entfernt.

Sichtbar sind nun nur noch die 2020 geflossenen Hilfen. Nun zeigt sich, dass für insgesamt fünf Betriebe der Dots-Gruppe nicht ganz 1,1 Millionen Euro an Zuschüssen bezahlt wurden. Mit ebenfalls fünf Betrieben scheint Do & Co rund um Attila Doğudan auf. Der Caterer bekam mit knapp 2,8 Millionen Euro mehr als zweieinhalbmal so viel wie Martin Ho. Ebenfalls davon profitiert hat Landzeit: Die Landzeit-Autobahn-Restaurants sind noch bis kommende Woche geschlossen. 3,4 Millionen Euro flossen an zehn Landzeit-Gesellschaften.

Angeschlagene Hotellerie

Neben der Gastronomie leidet die Hotellerie schwer unter dem Ausbleiben der Gäste. Glück im Unglück hatte auch hier, wer mehrere Gesellschaften betreibt. Insgesamt gingen rund 1,5 Millionen Euro an acht Gesellschaften der Meininger-Hotels.

Ein Blick nach Tirol: In Wattens beim Glitzerkonzern Swarovski hätten nach 1.200 Stellen auch heuer 600 abgebaut werden sollen, es dürften jetzt doch nur 250 werden. Laut EU-Datenbank bekam Swarovski jedenfalls Hilfen in der Höhe von 553.000 Euro.

Neben Hotelier Christian Harisch taucht auch ein weiteres Mitglied der Adlerrunde, eines 2003 gegründeten "losen" Zusammenschlusses von Tiroler Unternehmer, mehrmals in der Liste auf: Fritz Unterberger. Er ist mit seiner Unterberger-Gruppe im Automobil- und Immobilienbereich tätig. Unterberger zählt zu den größten BMW- und Mini-Händlern des Landes und vertreibt über Mehrmarken-Autohäuser auch Hyundai, Mitsubishi, Jaguar, Land Rover und Volvo. Knapp 1,9 Millionen Euro gingen an neun Firmen.

Zum Schluss noch ein Blick in die Steiermark. In der Cofag-Liste taucht neben vielen Unternehmen überraschend auch die Landwirtschaftskammer Steiermark auf, die 400.000 Euro an Umsatzersatz erhielt. Auf Nachfrage heißt es dort, das Geld habe es für den Steiermarkhof, ein Hotel, das die Kammer betreibt, gegeben. (András Szigetvari, Andreas Danzer, 13.5.2021)