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Seit Anfang 2021 sind laut Ärzte ohne Grenzen mehr als 550 Menschen beim Versuch gestorben, das Mittelmeer zu überqueren.

Foto: Via REUTERS/ FLAVIO GASPERINI / SOS MEDITERRANE

Rom – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nimmt ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer wieder auf. Die Organisation will mit einem eigenen Schiff, der Geo Barents, Menschen in Not retten und ihnen medizinische Betreuung sichern, wie MSF am Donnerstag ankündigte. Das Schiff werde unter norwegischer Flagge unterwegs sein.

"Im zentralen Mittelmeer stirbt man weiter. Da die europäischen Staaten die Seenotrettung weitgehend eingestellt haben, sind wir verpflichtet, auf See zurückzukehren", so die Präsidentin von MSF Italia, Claudia Lodesani, in einer Presseaussendung.

Seit Anfang 2021 seien mehr als 550 Menschen bei dem Versuch gestorben, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. "Unsere Rückkehr ins Mittelmeer im siebenten Jahr in Folge ist das direkte Resultat der europäischen Politik, die wegschaut und weiterhin Personen zum Tod im Meer verurteilt. In den vergangenen Jahren haben Länder wie Italien und Malta schrittweise die Such- und Rettungsaktion aufgegeben. Sie haben die Rettungsaktion verhindert, wenn nicht kriminalisiert", sagte Lodesani.

Zweifel an Kooperation mit Libyen

In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 seien mehr als 13.000 Menschen über das Mittelmeer in Italien angekommen, so die Organisation. "In der gleichen Zeit wurden mehr als 7.000 Geflüchtete und Migranten von der durch die EU unterstützten libyschen Küstenwache abgefangen und gewaltsam in das Bürgerkriegsland Libyen zurückgebracht."

Ärzte ohne Grenzen fordert ein Ende der Unterstützung der libyschen Küstenwache durch die EU sowie von der zwangsweisen Rückführung von Menschen nach Libyen. "Wir werden angesichts dieser menschengemachten Katastrophe nicht schweigen", sagte Ellen van der Velden, Leiterin der Seenotrettung von Ärzte ohne Grenzen, laut einer Aussendung.

Italien Seenotrettung wiederbeleben

Italien bemüht sich in Sachen Einwanderungspolitik um die Wiederbelebung des Malta-Abkommens vom September 2019. Diesbezüglich seien Gespräche mit Frankreich und Deutschland im Gange, sagte der italienische Premierminister Mario Draghi laut Medienangaben vom Donnerstag. Italien setze sich für den Schutz von Menschen ein. "Niemand soll in italienischen Gewässern allein gelassen werden", so Draghi.

Zugleich werde sich Italien für die Heimführung von Migranten einsetzen, die kein Recht auf Verbleib hätten. Die italienische Regierung sei bemüht, Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern der Migranten abzuschließen.

Am 23. September 2019 einigten sich Deutschland, Frankreich, Italien und Malta auf ein Verfahren zur Seenotrettung im zentralen Mittelmeer. Schiffe mit geretteten Migranten sollten nicht mehr tage- und wochenlang auf dem offenen Meer warten müssen, ehe ihnen Häfen zugewiesen wurden. Italien und Malta hatten von den anderen EU-Staaten jeweils Zusagen gefordert, ihnen die Menschen abzunehmen. Der Malta-Deal war für sechs Monate – also bis März 2020 – angelegt. Derzeit ruht das vereinbarte Verfahren aufgrund des Coronavirus, doch Italien will das Abkommen jetzt angesichts der verstärkten Zahl von Ankünften auf Lampedusa wiederbeleben. (APA, 13.5.2021)