Ihr habt den ersten LGBTQ+ Podcast auf Audible. Wie wichtig ist euch das?

Candy: Audible hat eine große Vielfalt an LGBTQ-Titeln, sei es Hörbücher oder auch Podcasts. Daher macht es uns sehr stolz, uns in diese queeren Titel einreihen zu dürfen und der erste Drag Queen Podcast zu sein.

Was werden eure Themen sein? Was wollt ihr transportieren?

Candy: Wir sprechen in unserem Podcast ganz alltägliche Themen an, mit denen sich jeder identifizieren kann. Sei das Partnerschaft, Dating, Gossip über die Royals oder auch Familienplanung.

Bambi: Es ist uns wichtig, unserem hauptsächlich heterosexuellem Publikum zu zeigen, dass wir vielleicht etwas extrovertierter aussehen als viele andere, aber trotzdem genau die gleichen Dinge durchmachen in Sachen Beziehung, Sex, Familie usw. Durch unsere Queerness haben wir nur vielleicht noch etwas andere Sichtweisen auf diese Themen.

Gibt es Themen, die für euch ein Tabu sind? Oder nehmt ihr kein Blatt vor den Mund?

Candy: Also eigentlich gibt es schon Themen, die ich öffentlich nie besprechen wollte, aber die Flasche Champagner in jeder Folge lockert meine Zunge dann schon sehr.

Bambi: Ich sage schon sehr oft "Nein", aber wie Candy schon sagte: CHAMPAGNER! Wenn der Korken knallt, dann erinnere ich mich an jedes Geheimnis von Candy, welches ich natürlich brühwarm austratschen muss.

Werdet ihr euch auch stark persönlich einbringen? Also etwa wie es für euch war euch zu outen oder Bambis Vaterrolle …

Candy: Das Thema Outing spielt glaube ich für fast alle Mitglieder der LGBT-Community eine große Rolle. Oftmals können Heteros das gar nicht nachvollziehen. Daher werden wir auf jeden Fall über das Thema sprechen.

Bambi: Zu fast allen Themen gibt es immer wieder persönliche Geschichten, Erfahrungen und Anekdoten. Ich denke dies ist sehr wichtig für die Identifizierung. So kann jemand aus der queeren Bubble sagen: "Hey! So etwas habe ich selbst erfahren! Dann bin ich ja doch nicht allein!" oder jemand aus der heteronormativen Welt merkt, dass man auch mal über den Tellerrand blicken sollte. Es gibt Dinge, die für andere selbstverständlich sind, für die unsere Community aber immer noch kämpfen muss. So kann ich zum Beispiel vermitteln, dass man als schwuler Mann auch ein toller Papa sein kann und es den Kindern gut geht.

Candy Crash und Bambi Mercury wurden durch die Fernsehsendung "Queen of Drags" bekannt.
Foto: Jens Oellermann

Richtet sich der Podcast vor allem an queere Menschen oder einfach an jeden?

Candy: Unser Podcast ist so gestaltet, dass jeder ihn hören kann. Wir besprechen schwule Themen, die dem Heterozuhörer eventuell neu sein werden und erklären diese dann aber auch.

Bambi: An jede Person, die Lust hat einfach mal abzuschalten! Der Podcast ist ein Plausch mit zwei lustigen "Freundinnen", die dich zum Lachen und Nachdenken bringen.

Was bedeutet für euch Drag sein?

Candy: Für manche Queens ist Drag eine Verkleidung. Für mich und viele andere vielleicht auch, ist es eher eine Lebenseinstellung. Drag bedeutet für mich Rebellion. Ich stelle mich den Gendernormen und zeige ihnen den Mittelfinger. Daher halte ich Drag auch für höchst politisch. Meine Femininität, welche ich besonders in Drag auslebe, macht mich nicht weniger zum Mann.

Bambi: Es ist schon eine Art Schutzpanzer. Durch meine Drag Persona bin ich zu einem selbstbewussteren Menschen herangereift. Ich bin Bambi Mercury sehr dankbar, dass sie mir gezeigt hat, mich auch als Tim zu lieben.

Der Juni steht vor der Tür, er gilt als Pride Month – wie wichtig ist dieser Zeitpunkt heute noch, um auf Anliegen der LGBTQ-Community aufmerksam zu machen?

Bambi: Wir haben viel geschafft! Nur manchmal geht die Welt dann doch wieder 3 Schritte zurück. Wir dürfen nun zwar heiraten, aber trotzdem nicht leben und akzeptiert werden wie die heteronormative Welt. Viele haben mit unserer Welt keine Berührungspunkte und können es sich einfach nicht vorstellen wie viele queere Menschen in vielen Ländern durch die Hölle gehen müssen. Queer sein, heißt nicht einfach nur Party machen und bunt und laut sein! Es heißt LEBEN und GELIEBT werden. Für Sichtbarkeit und Rechte kämpfen.