Das offizielle Österreich repräsentierten die Grünen Regierungsmitglieder Vizekanzler Werner Kogler, Klimaministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (alle Grüne) sowie Vertreter der Landespolitik.

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Teilnehmer der Befreiungsfeier.

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Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) legten bereits am Freitag einen Kranz im KZ-Mauthausen nieder. Das Bild wurde vom Bundesheer bereitgestellt.

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Mauthausen/Wien – Delegationen aus zahlreichen Ländern haben am Sonntag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen gedacht. Der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich, Willi Mernyi, pochte bei dem Festakt, der unter dem Thema "Vernichtete Vielfalt" stand, auf die anhaltende Gültigkeit des Mauthausen-Schwurs, in dem der Aufbau einer gerechten freien Welt gelobt wird. Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer prangerte in einem Gottesdienst antisemitische Vorfälle an.

Zwischen 1938 und 1945 waren in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern rund 200.000 Menschen aus mehr als 70 Nationen interniert, knapp die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb in Folge der grausamen Haftbedingungen. Seit Kriegsende wird der Befreiung des KZ in den ersten Maitagen 1945 durch US-Truppen jedes Jahr gedacht. Zur größten KZ-Befreiungsfeier weltweit kommen üblicherweise Tausende Gäste aus aller Welt, darunter auch – mittlerweile hochbetagte – Überlebende des Todeslagers.

Grüne Bundespolitiker anwesend

Corona-bedingt fielen die Feierlichkeiten anlässlich der 76. Wiederkehr der Befreiung heuer weniger umfangreich aus als üblich. Nur vergleichsweise kleine Delegationen legten vor Ort Kränze nieder. Dafür wurde die Veranstaltung – wie bereits im Vorjahr, als nicht einmal das an Präsenz möglich war – live im Internet übertragen, ebenso auf ORF III. In Videos, in denen Zeitzeugen und Überlebende zu Wort kamen, wurde den einzelnen Opfergruppen gedacht – unter ihnen Jüdinnen und Juden ebenso wie Roma und Sinti, Zeugen Jehovas, Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung oder politische Gefangene, sogenannte "Schutzhäftlinge".

Das offizielle Österreich repräsentierten die Grünen Regierungsmitglieder Vizekanzler Werner Kogler, Klimaministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sowie Vertreter der Landespolitik. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und LH Thomas Stelzer (ÖVP) hatten bereits am Freitag einen Kranz in der Gedenkstätte niedergelegt, ebenso Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Mauthausen-Schwur

Zu Beginn wurde in mehreren Sprache der Mauthausen-Schwur verlesen, in dem es u.a. heißt: "Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaues einer neuen, für alle gerechten, freien Welt. Wir werden immer gedenken, mit welch großen blutigen Opfern aller Nationen diese neue Welt erkämpft wurde."

"Der Mauthausen-Schwur ist kein Schwur aus einer vergangenen Zeit", sagte Mernyi , "keine Idee, die man nicht erreichen kann", sondern er sei "eine Verpflichtung" und "ein ganz konkreter Auftrag, nicht an irgendwen – an uns". Solange es Ungerechtigkeit gebe, "solange es nicht die gleiche Achtung gibt für alle Menschen, gilt diese Schwur".

Eine besondere Ehrung gab es vor der Feier für Zeitzeugin Anna Hackl: Sie bekam vom russischen Botschafter Dmitri Ljubinski den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation überreicht – stellvertretend für ihre verstorbene Mutter Maria Langthaler. Die Familie hatte im Zuge der sogenannten "Mühlviertler Menschenhatz" – einer brutalen Verfolgungsjagd nach einem Großausbruch aus dem KZ im Februar 1945 – zwei sowjetische Gefangene versteckt und ihnen so das Leben gerettet. (APA, 16.5.2021)