Hatten große Sehnsucht nach dem Titel: Die Gmunden Swans.

Foto: APA/Scheriau

Hätte auch mit geschlossenen Augen werfen können: Enis Murati.

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Auch wenn es im Alltagstrauerspiel von Corona, Lockdowns und leeren Hallen untergegangen sein mag: Ja, in Österreich wurde Basketball gespielt. Und die heimische Superliga (BSL) hat mit den Gmunden Swans einen neuen Meister gefunden.

Die Oberösterreicher gewannen das vierte Spiel der Finalserie auswärts bei den Kapfenberg Bulls mit 90:83 (61:39) und sicherten sich mit einem 3:1-Erfolg in der best-of-five-Serie ihren fünften Meistertitel.

Die Gmundner glichen im Entscheidungsspiel streckenweise einem glänzenden weißen Schwan, der gerade vom See in die Lüfte abhebt: es war eine Augenweide. Gmunden war ready, führte nach sieben Minuten schon zweistellig. Enis Murati, bester heimische Spieler der Liga, konnte die Augen zumachen beim Wurf, es war wurscht, quasi jeder Versuch war drin. Der 32-jährige Flügelspieler scorte 27 Punkte, war fast perfekt von der Freiwurflinie (10/11).

Kapfenberg hatte Probleme mit dem hohen Spieltempo der Gmundner, versuchte es mit Härte in der Verteidigung. Allein sieben Fouls wurden in den ersten vier Minuten gepfiffen, es half den Steirern nichts. Gmundens Spielmacher Daniel Friedrich, der im Alleingang Spiel drei in der Verlängerung gewonnen hatte, dribbelte die Kapfenberger aus wie Slalomstangen, wurde deshalb auch kurz vor der Pause von einem sichtlich frustrierten Nemanja Kristic umgehackt. Da fiel der Bahnschranken. ÖBV-Teamspieler Friedrich (23 Punkte) beutelte sich kurz ab und traf quasi mit der Pausensirene einen Dreier mit Foul. Bang! Zur Halbzeit hatte sich Kapfenberg bereits einen Rucksack voller Ziegelsteine umgeschnallt: 39:61.

Gmunden liefert eine Benchmark im österreichischen Basketball. Mit Murati, Friedrich, Benedikt Güttl und Toni Blazan hat man vier ÖBV-Teamspieler als tragende Säulen, die um Titel spielen. Das ist einzigartig. Mit dem Meistertitel 2021 überwanden die Swans auch einen Finalfluch, der sie gegen die Kapfenberg Bulls seit bald zwei Jahrzehnten begleitet. 2003 und 2004 sowie 2018 und 2019 hatte der Verein aus dem Salzkammergut gegen Kapfenberg jeweils das Nachsehen. In der Finalserie vor 18 Jahren waren die Swans dabei sogar 2:0 vorangelegen, ehe es am Ende 2:3 hieß. 2018 im damaligen "best-of-seven" setzte es ein 2:4 nach 2:1-Führung.

Ein weiter Kollaps sollte nicht passieren. Im dritten Viertel blieb der Vorsprung konstant bei 20 Punkten, im Schlussabschnitt verkürzte Kapfenberg auf 74:87 (37. Minute), Gmunden hatte aber nicht die Hosen voll. Kapfenbergs Eric McClellan hätte auf zehn Punkte Rückstand verkürzen können, der grauenhafte US-Amerikaner warf aber einen Boardball (Ball nur ans Brett). Irgendwie bezeichnend. Am Ende brachte Gmunden das Spiel über die Zeit. Eine schöne Zeit. (Florian Vetter, 16.5.2021)